LUCIE IDLOUT: E5-770 - My Mother's Name von gl (Heart Wreck Records/Arbor Records; Europa: B & 3, Berlin)
Eine außergewöhnlich interessante Platte hat die Kanadierin Lucie Idlout vorgelegt. Sie gehört dem Stamme der Inuit (Eskimos) an und kommt aus dem Territorium Nunavut. Dort wurden in den 40ern von der kanadischen Regierung alle Minderheiten numerisch erfasst: Lucies Mutter Leah Idlout-Paulson (als ob der Name so schwer wäre!) bekam auch solch eine "Plakette", die hier auch abgebildet ist und eben die Zuordnung "E5-770". Soviel zur Namensgebung dieser Platte, die vielschichtig ist und zunächst mal gar nicht einzuordnen ist, denn im Grunde ist es einerseits sowohl World-Music, aber auch (Hard)Rock, dann gelegentlich mit wiederum schrägen experimentellen Ideen. Getragen wird das Ganze von Lucies Stimme, die bisweilen schroff und fast schon befehlend, dann wieder einfühlsam einen in ihren Bann zieht. Gitarre spielt die attraktive Sängerin auch noch und ein Instrument, das hier als Inuit-Drum bezeichnet wird. Beim ersten Anhören fliegt der (alternative) Mix noch irgendwie an einem vorbei, doch wie ferngesteuert will man das noch mal hören und siehe da: versteckte Kleinigkeiten wie im Hintergrund ablaufende (Stammes-) Gesänge wie bei "Sounds Of Sadness" entfalten sich erst bei mehrmaligem Anhören. Das schwer riffende "I Will Rise For You" ist klar Heavy-Rock mit dem Gesang voll in den Vordergrund gemischt - passt hier aber - bei jaulenden Gitarren im Background. "Big Red Chair" ist eine gesungene Anklage an den Vater, der wohl die Familie verlassen hat und sie lässt hier ihren ganzen Frust raus mit einem verhaltenen "Sorry Mom" am Schluss. Gegen Ende der CD in den drei längsten Stücken, die sich alle langsam entfalten, spielt Lucie dann ihre Stärken voll aus, nämlich den Hörer gefangen zu nehmen und ihn nicht mehr loszulassen, das ganze gipfelt in dem sich hypnotisch trommelnd aufbauenden "Aija Ja". Und nun bin ich ihr erlegen - und drücke "Repeat" ...
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