www.Crossover-agm.de ICED EARTH: The Melancholy E.P.
von rls

ICED EARTH: The Melancholy E.P.   (Century Media)

Als bekennender Iced Earth-Anhänger freut man sich ja prinzipiell über jeden neuen Output der Band, selbst wenn Jon Schaffer und seine Mannen die melodische Verspieltheit, die urwüchsige Power und die anspruchsvolle musikalische Ausgestaltung der ersten beiden Platten nie wieder reproduzieren konnten, auch live nicht. Nun kommt mit "The Melancholy E.P." eine Mini-CD mit reichlich 30 Minuten Spielzeit in die Läden, die in um zwei Songs verkürzter Form auf 1500 handnumerierte Exemplare limitiert in den USA bereits erschienen ist. Solche Zwischendurch-Aktionen haben ja nicht selten einen negativen Beigeschmack, da man ihnen (in vielen Fällen nicht zu Unrecht) nachsagt, mit möglichst geringen Investitionen (soll heißen, unter Verwendung bereits bekannter Aufnahmen) einen respektablen Profit zu erzielen. Bei Iced Earth könnte man das durchaus auch behaupten, denn ein tieferer Sinn für diese Veröffentlichung läßt sich zumindest hier in Europa nicht ausmachen (wir erinnern uns: das Ding war ursprünglich ein reines Sammlerstück für die US-Fans). College-Radiostationen, die man damit zu knacken versuchen könnte, gibt's in Europa so gut wie keine, und der europäische Iced Earth-Anhänger, der eh schon alle Veröffentlichungen seiner Helden besitzt, hat damit auch die Hälfte dieser CD schon im Schrank, nämlich "Melancholy (Holy Martyr)", "Watching Over Me" und "I Died For You". Die Wahrscheinlichkeit, daß sich an analoger Stelle auch bereits die Coverversion von Judas Priests "The Ripper" befindet, ist ebenfalls nicht allzu gering, da es selbige schon etliche Jahre auf einem der Tribute-Sampler aus dem Hause RockHard zu erstehen gibt. Bleiben als Neulinge lediglich noch "Shooting Star", im Original von Bad Company, "Electric Funeral", bekannt von Black Sabbath oder auch in der kultigen Death Metal-Version von Brutality, sowie "Colors", das live in Athen mitgeschnitten wurde, aber auf dem Live-Opus "Alive In Athens" keinen Platz mehr fand. Klar, rein vom musikalischen Anspruch und von der Umsetzung her gibt es an allen sieben Tracks absolut nichts auszusetzen. Iced Earth gehören nun mal zur Spitzengruppe der internationalen Power Metal-Liga, und da bricht ihnen "The Melancholy E.P." keinen Zacken aus der Krone. Nur mangelt es mir ein bißchen am künstlerischen Konzept hinter der Veröffentlichung. Wenn man mit den drei genannten Songs schon die balladenhaftesten, ruhigsten der jüngeren Iced Earth-Geschichte auswählt, wäre es doch ein leichtes gewesen, aus "The Melancholy E.P." eine schöne Kuschel-CD zu machen. "Shooting Star" hätte da sogar draufbleiben können, sofern man nicht einen der zahlreichen Bad Company-Slowsongs wählen wollte, statt "Electric Funeral" böte sich "Changes" als Ersatz an, falls man nicht mit "Planet Caravan" Gefahr laufen wollte, Ideenklau bei Pantera vorgeworfen zu bekommen, "Before The Dawn" stelle ich mir im Iced Earth-Gewand auch ganz interessant vor, womit "The Ripper" wegfallen könnte, und eine sanfte Unplugged-Version des grandiosen Doppelinstrumentals "Solitude/Funeral" hätte einen prächtigen Abschlußkuschler hergegeben, wenn man nicht noch "Before The Vision", "Reaching The End" oder "The Pierced Spirit" ergänzen wollte. So wäre "The Melancholy E.P." eine rundum gelungene Sache geworden - in der vorliegenden Form (die sich zudem durch eine mehr als lieblose Gestaltung auszeichnet - hoffentlich sieht die Endversion besser aus als die Promo) ist's leider nur was für beinharte Iced Earth-Anhänger, die unbedingt jedes Tönchen der Band besitzen müssen, und für Besserverdienende.
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