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von ta

I THE WITCH: Nagual   (Astromaster Productions)

Komische Gesänge in einer mir unbekannten Sprache, so ein wenig Straßenmusik-mäßig. Eine düstere Synthiewand. Und dann plötzlich ein Aufbruch: Psychedelischer Space Rock, die Ahnung eines Songs. So beginnt "Nagual". Das Album wie das Stück, denn das Album ist das Stück. 43 Minuten lang ist es geworden und ein Bastard von Klang und Struktur.
Ich hatte "Song" gesagt. Pardon. Es bleibt auch nach dem Space-Rock-Einklang bei der Ahnung. Hier stehen Soundscapes im Vordergrund und Alleinkomponist und Nahezu-Alleininterpret Stanley Franco hat sich auch nicht um flüssige Übergänge bemüht, sondern bevorzugt Ein- und Ausblendungen.
"Nagual" enthält wenig Musik im strengen Sinne. Anfangs bildet man sich noch ein, hier träfen Psychedelic, Sludge, Industrial und Dark Ambient aufeinander. Doch das ist Blenderei. Das Album ist nicht nur von Sekunde eins zerrissen und uneingängig, sondern steigert seine Uneingängigkeit im Verlauf auch noch so weit, dass nach 15 Minuten reines Noise-Level erreicht ist, welches bis zu den erlösenden Streicherklängen in der letzten Minute auch nicht wieder verlassen wird. In den Mittdreißiger-Minuten kulminiert "Nagual" in einem an Wahnsinn grenzenden Klangetwas, das mit Abstand des Böseste und Finsterste ist, was ich dieses Jahr gehört habe.
Der Halt, an den man sich bei derartigen Experimenten gelegentlich klammern kann, nämlich die menschliche und menschlich machende Stimme, ordnet sich als ein ebenso entmenschlichtes Geräuschgebilde in die zur Hölle weisende Klangkathedrale ein. Sie begegnet als verzerrtes Gurgeln, Brabbeln, Keuchen, Grunzen, Jaulen, Lachen, nur ganz selten als Gesang und auch da nicht greifbar und unter einer undurchdringlichen Lärmwand begraben.
"Nagual" ist Exzess. "Nagual" ist Marter. "Nagual" ist eine musikalische Grenzerfahrung. Andere Alben begeistern und berühren. Bei diesem Album fühle ich mich bedroht.
Kontakt: www.astromastersproduction.net

Tracklist:
1. Nagual



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