www.Crossover-agm.de HONEYBEAST: A Legnagyobb Hös
von rls

HONEYBEAST: A Legnagyobb Hös   (Gold Record)

Das Schwarzweiß-Coverartwork läßt keinerlei Rückschlüsse zu, welche Art von Musik denn auf dieser CD zu hören sein könnte, und die scherenschnittartige Gestaltung setzt sich dann auch im Booklet fort, woselbst aber die jedem Songtext beigefügte Grafik noch exakt ein rotes Element beigefügt bekommen hat. Auch die zu jedem Song einzeln beigefügten Besetzungsangaben machen noch nicht wirklich schlauer, offenbaren aber schon mal, daß wir es mit einer weiblich gefronteten Band zu tun haben. Honeybeast, so stellt sich dann beim Hören der 49 Minuten heraus, spielen eine eigentümliche Form von Melodic Rock, die irgendwie einen gewissen Wave-Touch beinhaltet und von New Model Army genauso beeinflußt zu sein scheint wie von Bonnie Tyler, so paradox das auch klingen mag. Und falls man in Ungarn, wo der Proberaum der Truppe steht, Silly kennt, könnten auch diese einen gewissen Einfluß ausgeübt haben. Andererseits bemerkt man schon einen gewissen balkanischen Einfluß: Drummer Tamás Kovács legt bisweilen ein relativ hohes Tempo hinter die Kompositionen und sorgt mit knockentrockenen Grooves dafür, daß eine Nummer wie "Önök Kérték" zum wilden Tanzbeinschwingen einlädt und selbst in einem Russendisko-Set nicht deplaziert wäre. In den beiden Openern, dem Titeltrack und "Egyedül", greift er interessanterweise gar nicht selbst zu den Sticks, sondern programmierte einen Drumcomputer, was ihnen einen geringfügig stärker ausgeprägten Achtziger-Touch verleiht, der sich aber auch ohne dieses Stilmerkmal in anderen Kompositionen wiederfinden läßt. Allerdings ist es schwer, Honeybeast stilistisch "festnageln" zu wollen: Auf das erwähnte "Önök Kérték" folgen beispielsweise das smooth-jazzige "Hova Ez A Rohanás?", das sich erst im Finale zu jazzrockiger Energie aufschwingt, und das überwiegend ruhig dahinfließende "Buborék" mit Streichquartettunterstützung im dramatischen Mittelpart, dessen Spannung aber nur kurz eruptiert, bevor wieder der fließende Gestus erreicht wird, der nur hier und da noch durch spacige Geräusche angekratzt wird, die aber weit genug in den Hintergrund gemischt wurden, um nicht als Störfaktoren wahrgenommen zu werden. Für diese Geräusche sorgt offensichtlich Árpád Tatár, der ansonsten die zweite Gitarristenstelle neben Bandkopf/Fast-Alleinkomponist/Multiinstrumentalist Zoltán Bencsik-Kovács besetzt. Da mit Zsolt Kövágó auch ein fester Keyboarder in der Besetzung ist, handelt es sich bei Honeybeast also um ein Sextett, denn den weiblichen Frontfaktor haben wir ja bereits einleitend diagnostiziert, und Zsófia Rebeka Tarján zeichnet zugleich für die optische Gestaltung verantwortlich (ob sie sich in der Silhouette auf dem Cover selbst abgebildet hat, müssen Personen entscheiden, die sie schon mal leibhaftig gesehen haben). Stimmlich ist die Chanteuse schwer einzuordnen, denn sie kann sowohl lieblich schmachten als auch mit einer leicht angerauhten Rockröhre Dampf machen und versteht es auch, blitzartig von dem einen in den anderen Gestus zu wechseln, wie etwa "Bravó, Nem Baj" deutlich macht. Auch in der Akustikballade "Kétszemélyes Birodalom" hinterläßt sie einen guten Eindruck, und eine interessante "Normalstimme" zwischen den genannten Randbereichen besitzt sie auch noch. Worüber sie da singt, erschließt sich freilich nur dem Kenner der ungarischen Sprache, denn in jener sind alle zwölf Songtexte verfaßt. Im großen hymnischen Closer "Tél Dere Kúszik Rám" bekommt die Sängerin noch Unterstützung von der in ähnlicher Färbung, aber einen Tick weicher, sozusagen "breiter" singenden Anett Czutor, die an diesem Song und an "Buborék" auch mitgeschrieben hat - alle anderen Komponenten (mit Ausnahme des Textes von "Lecsatlakozol", der aus der Feder von János Kardos-Horváth stammt) gehen in songwriterischer Hinsicht auf das Konto vom "Chef" Zoltán Bencsik-Kovács. Und der spielt durchaus gekonnt auf der Dynamikklaviatur, wenn er etwa "Isten Álma" mit zahlreichen dramatischen Soundeffekten Marke Hawkwind versieht, gleich danach die erwähnte Akustikballade "Kétszemélyes Birodalom" plaziert und dann "Lecsatlakozol" am weitesten in die Achtziger zurückführt, den Gesang bisweilen leicht anzerrt und das Finale im puren Discosound verortet. So haben wir eine hochinteressante Scheibe vor uns, die alle, die sich z.B. eine organischere Version von Frida Gold wünschen, einem Hörtest unterziehen sollten.
Kontakt: www.goldrecord.hu, www.facebook.com/honeybeastofficial

Tracklist:
A Legnayobb Hös
Egyedül
Maradok
Önök Kérték
Hova Ez A Rohanás?
Buborék
Kína
Bravó, Nem Baj
Isten Álma
Kétszemélyes Birodalom
Lecsatlakozol
Tél Dere Kúszik Ram



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