www.Crossover-agm.de HOLY WATER: The Collected Sessions
von rls

HOLY WATER: The Collected Sessions   (Perris Records)

In den späten Achtzigern tat sich eine Handvoll Leute zusammen, die man von Doro, Quiet Riot, Widowmaker, Saraya, Prong und Foreigner kannte, und unter dem Bandnamen Holy Water (so hieß übrigens auch die 1990er Platte von Bad Company) widmete man sich dem klassischen AOR im Stile vor allem der letztgenannten Band. Allerdings schaffte es die Truppe nie, einen Plattendeal zu ergattern, und so blieb es bei in etlichen Sessions getätigten Demoaufnahmen, die Perris Records nun gesammelt auf einer CD herausbringen. Die Labelbeschreibung spricht von neun Songs, auf der Promofassung sind aber nur acht enthalten und von denen "If I Knew Then..." sogar zweimal. Dafür findet sich auf der CD-Info-Seite auf der Perris-Homepage aber noch ein Video zum Song "All I Need" - das Ding, eine traditionelle Rockballade mit visueller "Band im Studio"-Umsetzung, hätte eigentlich in den Spätachtzigern noch prima ins Beuteschema von MTV gepaßt, aber aus irgendwelchen Gründen schafften Holy Water den Sprung nach vorn nie. Am Songmaterial kann's definitiv nicht gelegen haben - vor allem die ersten drei Songs, "The Green Machine Sessions" übertitelt, bieten erstklassigen AOR, der den Großtaten Foreigners kaum nachsteht, ähnliche Vocals wie die des weiland nicht zu Foreigner gehörenden Lou Gramm aufbietet, auch in den Chorarrangements den Spirit dieser Band atmet, trotzdem aber keine Kopie darstellt - das kernige Riff von "Some Things Have To Happen" oder gar zarte Doublebass-Ansätze in "If I Knew Then..." weisen darauf hin, daß einige der eingangs genannten Herkunftsbands durchaus etwas härter zu Werke gingen, und zudem steht instrumentenseitig bei Holy Water ganz klar die Gitarre an erster Stelle, wenngleich das Keyboard durchaus auch wichtige Beiträge zum Gelingen des Ganzen leistet. Daß diese drei Songs von Al Greenwood produziert wurden, der bekanntlich auf den ersten drei Foreigner-Alben das Tasteninstrument gespielt hatte, fügt sich prima ins Gesamtbild ein. Aber auch die anderen fünf hier zu hörenden Nummern und das erwähnte "All I Need", das laut der Tracklist bei CD-Baby tatsächlich der neunte Track des Albums ist, vollführen keinen kompletten Stilbruch, wenngleich die Foreigner-Parallelen hier nicht ganz so deutlich ausfallen und etwa das locker groovende "Once Is Not Enough" in den Backingarrangements irgendwo auf halbem Wege zwischen Foreigner und Van Halen liegt. Die beiden Versionen von "If I Knew Then..." weisen musikalisch keine weltbewegenden Unterschiede auf, und das kultig betitelte "MonsteR Iff" weist tatsächlich ein markantes Hauptriff auf und entpuppt sich als Instrumentalstück mit geschickt eingeflochtenen Akustikgitarren unter der wild solierenden Leadgitarre - das Teil hätte auch auf ein Satriani-Album gepaßt und dort keine schlechte Figur gemacht, wenngleich man den Übergang in den ersten langsamen Part vielleicht noch einen Tick ausgefeilter hätte gestalten können (was im Falle einer "richtigen" Albumaufnahme vielleicht auch geschehen wäre - aber das muß natürlich Spekulation bleiben). Das Elton-John-Cover "Crocodile Rock" fällt als einziger der Songs soundlich etwas ab - hier war entweder die Überlieferungsquelle nicht gerade im Bestzustand, so daß auch Patrick Klein, der das Remastering vorgenommen hat, nicht mehr herausholen konnte, oder die mp3-Komprimierung wurde auf unmenschlich hohe Werte gesetzt. Diese Nummer tendiert einen Deut stärker in die Westcoast-Richtung, ohne aber den grundsätzlichen Bandrahmen zu sprengen, und "Living For The City" (auch wieder eine Coverversion, diesmal original von Stevie Wonder) fügt noch dezente Südstaatenelemente Marke Black Crowes und eine fast psychedelisch anmutende Melodielinie in den Backing-Vokalisen des Interludiums hinzu. Grundsätzlich hätten Holy Water in alle genannten Richtungen weiterarbeiten können - nur Grunge oder Alternative-Sounds hatten sie eben nicht im Gepäck und standen damit in den Frühneunzigern auf verlorenem Posten. Zwei der Songs sollen übrigens aktuelle Neueinspielungen in geringfügig verändertem Line-up sein (ohne Greenwood und Drummer Chuck Bonfante, dafür werden Sänger David Knight, Gitarrist Thomas Jude und Bassist Freddy Villano hier von Drummer Bobby Marks und Keyboarder Jay Davidson ergänzt), allerdings ist nicht näher bekannt, um welche es sich handelt - zwar wäre logisch, daß es sich um die beiden Coverversionen handelt, und sowohl "All I Need" als auch die drei Songs der "The Green Machine Sessions" scheiden aus, aber ein Rest Unsicherheit bleibt. Die 37 Minuten der vorliegenden, mit einer Äskulapschlange auf dem Cover aufwartenden, aber sonst eigentlich keinen medizinischen Kontext aufweisenden CD (die Kaufversion enthält wie beschrieben auch noch die reichlich vier Minuten von "All I Need") lohnen rückblickend für AOR-Freunde und ganz besonders für Foreigner-Anhänger definitiv eine Entdeckung.
Kontakt: www.perrisrecords.com, www.myspace.com/thisisholywater

Tracklist:
I'm Not Worried Anymore
If I Knew Then...
Some Things Have To Happen
Once Is Not Enough
If I Knew Then...
MonsteR Iff
Crocodile Rock
Living For The City
(All I Need)



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