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THE HEAVILS: Heavilution
von ta

THE HEAVILS: Heavilution   (Metal Blade)

Der CD-Titel ist kein Verschreiber des Rezensenten. The Heavils kündigen ganz bescheiden ihren persönlichen Beitrag zum postmodernen Stabrennen um die neueste Periode an und hinterlassen dabei einen kompetenten Eindruck: Große Fresse, viel Muskel, Dopeverseuchung, drei ausgeschlagene Zähne beim Hörer. "Heavilution" wildert durch Thrash Metal, Rock'n'Roll, New Metal, Hardcore, Punk, Psychedelic und Wasnochsoallessodazukommtwenndertaglangist, ist also ein CrossOver im wahrsten Sinne des Wortes. Nichts für beinharte Traditionalisten, weil ganz unkonservativ, manchmal etwas schräg und schön wirr.
"Outside The Circles", "Yet Behind Me" oder "Floaters" bieten feinste Zappelmoshmusik mit Brüllgesang, der manchmal an die Stumpf-ist-Trumpf-Amis von Pro Pain erinnert, dem knüppelhärtesten Gitarrensound, der mir seit langem zu Ohren gekommen ist - für die Produktion zeigte sich Metalprofessor Crazy Townsend verantwortlich -, und knochentrockenen Riffs, die manchmal klingen, als hätte jemand die letzte Machine Head auf doppelter Geschwindigkeit abgespielt. Aber da fängt das The Heavils-Universum gerade erst an. Bereits der Titelsong an dritter Stelle des Albums verdeutlicht, dass hier jeder musikalische Ast abgeschnippelt und mitverwurstet wird, die nicht schnell genug abgestorben ist und bietet Rock'n'Roll- und Funk-Einflüsse feil, während "Space Heater" ohne Probleme den Punk der späten 90er Jahre mit Prog Rock-artigen Refrain-Harmonien garniert und dabei ganz unkompliziert und unverkrampft klingt. "Just Got Back" schlägt schließlich dem Fass den Boden aus: Wer in einem modernen Metal-Stück zwischen heftigen Gitarren und treibendem Schlagzeug Queen-Vibes zu "Tie Your Mother Down"-Zeiten en masse versprüht, muss entweder genial oder verrückt sein. Wohin The Heavils zu stecken sind, bleibt indes offen. Könner sind hier auf jeden Fall am Werk. Brian, der Mann am Mikrophon, zeigt eine enorme Bandbreite und überzeugt auch, wenn er zwischen all den fetten Riffs eine melodischere Gangart einschlägt ("Sinking Time", "Laundry Day", u.a.), dynamisch lässt man ohnehin nichts anbrennen und zeigt sich hörbar von diversen neuzeitlichen Hüpfcombos beeinflusst: "Chicken Suop Can" erinnert sicher nicht von ungefähr mächtig an System Of A Down und das "Touch"-Anfangsriff wurde frech von Soulfly geklaut (und ist nicht das einzige Zitat auf "Heavilution"). Am besten gefällt mir das zwischen schrägschiefen Strophen und einem ultrabrachialen Refrain pendelnde "Reflection", ansonsten muss hier natürlich gesagt werden, dass bei einer Bandbreite, wie sie hier vorliegt, unmöglich alles als gleichgut im Hörerhirn ankommen kann. Aber das ist nicht weiter tragisch. "Heavilution" ist wirklich eine sportliche Leistung und wäre im Kontaktanzeigenteil der Zeitung sicher Sieger: Verrückt, witzig und liebenswert. Fragezeichen inbegriffen, doch wirklich fraglich bleibt nur der Track "Kadigimonk": Warum muss bei einer durchschnittlichen Songlänge von drei bis vier Minuten und einer Gesamtspielzeit von einer Stunde unbedingt ein Outro herangezogen werden, das nur aus Gruselsamples besteht und dabei auf locker 19 Minuten kommt? Soll vielleicht eine Heaviconclusion sein.
Kontakt: www.metalblade.de

Tracklist:
1. Putside The Circle
2. Get Behind Me
3. Heavilution
4. Reflection
5. Sinking Time
6. Space Heater
7. Touch
8. Just Got Back
9. Chicken Soup Can
10. Floaters
11. Laundrx Day
12. The Other Side
13. Passed Away
14. Kadikmonk



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