(City Slang)

Draußen scheint die Sonne, die Amsel sang am Morgen ihr Lied zum Tag, sanfte Wölkchen tupfen weiß den Himmel, alles grünt, alles blüht. Wie schön. Und allemal ein Anlass, Hauschka zu hören. Denn: wer will schon sich ein Wochenende mit naturnaher Frohlockung versauen? Und was passt da besser als ein Instrumental-Album, das Eindrücke verlassener Städte vertont? Amsel, scheuch dich, du grässlich euphorisches Tier. Sonne, geh dahin, wo du her kamst. Wolken, verdunkelt euch. Hörer, verstör dich. Oder lass dich sacht und lieblich verstören.
Hauschka ist ein Meister des präparierten Klaviers. Gut, mag man sagen, kennt man, den alten Hut. Mag ich sagen: mag sein, aber nicht so. Hauschkas Klavier verliert auf weiten Strecken jeglichen Klang eines Klaviers, wird perkussiv eingesetzt, als Rhythmus- und Klangquelle. Selten nur als Melodieinstrument. So klingen dann die Skizzen der Geisterstädte wie polyrhythmische elektronische Tanzmusik. Aber halt unplugged. Das vermeintlich Technische, Kalte mischt sich mit dem Warmen des Tasteninstruments, das es klappern, knistern, rauschen und rumpeln lässt. Wie in den verlassenen Städten ist das Warme, Humane nur eine Ahnung, aber doch präsent. Beim Hören verstört weniger die komplexe, nervöse Struktur der Songs als der einzige kurze Ruhepunkt, das fast schon konventionelle "Who Lived Here?" Berechtigte Frage. Wer lebte da? Welche Geister hausen dort in den Ruinen? Und welche hat Hauschka hörbar gemacht? Man ist fast froh, als mit dem nächsten Lied das Zucken und Zirpen wieder anfängt.
Lieder zwischen Pop und Avantgarde, zwischen Unterhaltung und E-Musik. Gespenstisch, nervös, komplex. Eine Großtat!!
Anmerkung: Bei der Vinyl-Version gibt es einen Download-Code. Mit diesem kann, neben dem Album, eine weitere EP ("I Close My Eyes") heruntergeladen werden.
Kontakt: http://hauschka-net.de/

Tracklist:
1. Elizabeth Bay
2. Pripyat
3. Thames Town
4. Who Lived Here?
5. Agdam
6. Sanzhi Pod City
7. Craco
8. Barkersville
9. Stromness
 

© by CrossOver