www.Crossover-agm.de HERBERT GRÖNEMEYER: Musik zu Georg Büchners "Leonce und Lena"
von ks

HERBERT GRÖNEMEYER: Musik zu Georg Büchners 'Leonce und Lena'   (EMI)

Wer kennt sie nicht, die Geschichte der beiden Königskinder Leonce und Lena? Sie sollten verheiratet werden, kannten sich aber nicht und weigerten sich deshalb, verließen ihre jeweiligen Mini-Königreiche Pipi und Popo, trafen sich wieder zufällig, verliebten sich, heirateten unter Masken ... Ein schönes Stück - voll Sozialkritik (zu DDR-Zeiten verboten). Unterschätzt, da oft nur als Komödie gesehen.
Herbert Grönemeyer und der amerikanische Theatermacher Robert Wilson haben vor zwei Jahren im Berliner Ensemble erstmals das von ihnen zum Musical umfunktionierte Theaterstück "Leonce und Lena" aufgeführt. Das Premieren-Publikum nahm die Aufführung damals mit viel Applaus und großem Jubel auf. Robert Wilsons Umsetzungen dramatischer Stücke sind den Theaterliebhabern in Deutschland bekannt: So schuf er zusammen mit Tom Waits großartige Bühnenfassungen vom "Freischütz" ("The Black Rider" 1991), "Alice im Wunderland" ("Alice", 1992) und Büchners "Woyzeck" ("Blood Money", 2001). Nun also mit Grönemeyer "Leonce und Lena".
Für die CD versuchte Grönemeyer, einen Film fürs Ohr zu machen. Deswegen ist die erste CD eine Art Hörbuch, auf dem Grönemeyer zwischen den Liedern die Geschichte des Stückes kurz erzählt. Auf der zweiten CD sind nur die von Grönemeyer komponierten und getexteten Lieder zu hören. Grönemeyer-Fans werden seinen Stil heraushören können. Das macht dieses Hörspiel für sie so besonders. Beschwingte Musik und stilistisch unterschiedliche Lieder bestimmen die Musik des Theaterprojekts. Mit Klängen aus Jazz, Swing, Pop und Rock wird die Geschichte der beiden Königskinder Leonce und Lena sowie des in Konventionen erstarrten und leicht irren Hofstaates von Popo erzählt. Die oftmals unterschätzte Aktualität des Stoffes wird mit heutigen Sound- und Stilmitteln hervorgehoben. Zusammen mit Geräuschen aus der Zirkusmanege, volkstümlichen Walzern, Leierkastenklängen und chansonartigen, komplexen Kanongesängen werden die Befindlichkeiten der Protagonisten verdeutlicht. Was im Drama die Monologe, sind im Hörspiel die Lieder. Und gerade das macht dieses Hörbuch so unterhaltsam.
Literaturwissenschaftler prangern den Verlust der Ernsthaftigkeit an, die verloren geht, wenn Lieder an die Stelle der Monologe treten. Und für wahr, wer sich mit Büchners Dramen auskennt, weiß, dass "Leonce und Lena" nur bedingt lustig ist. Vielmehr wird der Schwerpunkt auf das Marionettenhafte der Figuren gelegt, Kritik an der Vielstaaterei, der Langeweile und den unfähigen Regierenden geübt (Themen, die bei allen Werken Büchners zu finden sind). Vielleicht äußern sich diese Schwerpunkte nicht wirklich auf der CD, dennoch ist sie ein gelungener Ausgangspunkt, Büchner wieder populär und lesenswert zu machen. Fernab vom Dramenfragment "Woyzeck", welches ja nun schon so präsent ist, dass es niemand mehr hinterfragt.
Kontakt: www.groenland.com, www.berliner-ensemble.de

Tracklist:
CD 1
1. Ouvertüre
2. Erzählung 1
3. Leonce und Valerio
4. Erzählung 2
5. König
6. Erzählung 3
7. Staatsrat
8. Erzählung 4
9. Rosetta
10. Erzählung 5
11. Tarantella
12. Erzählung 6
13. Lena
14. Erzählung 7
15. Valerio
16. Erzählung 8
17. Leonce und Lena
18. Erzählung 9
19. Volk
20. Erzählung 10
21. Diener
22. Erzählung 11
23. Hofstaat
24. Erzählung 12
25. Finale

CD 2
1. Ouvertüre
2. Leonce und Valerio
3. König
4. Staatsrat
5. Rosetta
6. Tarantella
7. Lena
8. Tango Polka
9. Valerio
10. Leonce und Lena
11. Volk
12. Diener
13. Hofstaat
14. Finale






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