www.Crossover-agm.de GODLESS WICKED CREEPS: Smile
von rls

GODLESS WICKED CREEPS: Smile    (Lucky Seven Records)

Geht man allzu unbedarft an den Bandnamen heran, könnte man hinter dieser Bande auch eine finstere Black Metal-Vereinigung vermuten, zumal sich auf dem Coverbild keiner der vier Jungs ein Lächeln abringt. Würde sich aber eine Black Metal-Band auf besagtem Cover im Stile „Simpsons meet Dagobert Duck“ zeichnen lassen? Dürfte ihr Drummer einen Backenbart und eine Frisur Marke „Elvis meets Ian Paice“ tragen? Hätte sie gar einen Kontrabasssisten im Line-up?
Da man alle Fragen getrost mit „Nein“ beantworten kann, beginnt die Suche nach einer anderen musikalischen Kategorie. Das Infoblatt hilft uns mit dem Terminus „Punkabilly“, wobei wir beim aufmerksamen Lauschen schnell bemerken, daß es in den 14 Songs nicht beim Verquirlen von Punk und Rockabilly bleibt. Auch hier hilft uns das Infoblatt weiter, indem es weiterhin Influenzen von Country, Surf und Blues diagnostiziert. Viel präziser hätt‘ ich’s auch nicht machen können. Beim Durchhören in der durch die Tracklist vorgegebenen Reihenfolge fällt auf, daß der Punkanteil in den anfänglichen Tracks recht hoch ist (woraus im Umkehrschluß folgt, daß die restlichen Ingredienzen weniger Platz einnehmen), aber spätestens mit der nach Track 7 erreichten nominellen Albummitte spürbar in die zweite Reihe tritt und nur noch gelegentlich in Lars Grips Gesang und Nik The Kids Gitarrenarbeit in Erscheinung tritt. Am omnipräsentesten bleibt er in Martin Buddes Getrommel zu diagnostizieren – der Gute spielt nämlich fast permanent in höherer Geschwindigkeit (sofern’s von den kompositorischen Vorgaben her erforderlich ist – dem ist indes nicht selten so). Außerdem schafft es der Trommler, mit seinem Percussioneinsatz den Western-Rockabilly-Hillybilly-Aspekt deutlich zu untermalen, hört sich dieses Element doch wahlweise nach Pferdegetrappel, wie es die Geräuschemacher der DEFA-Studios Babelsberg nicht besser hinbekommen hätten, oder nach dem Umtrieb einer riesigen Rinderherde, wie man es von John Wayne & Co. in Hunderten Filmen demonstriert bekam, an. Somit können sich die Godless Wicked Creeps, die übrigens keineswegs aus den USA kommen, wie man angesichts der musikalischen Kombination vermuten könnte, sondern aus Dänemark, wo zwar auch Rinderherden grasen, die aber nicht permanent von einer Insel auf die andere umgetrieben werden, eine originelle Platte gutschreiben, die aus dem momentan grassierenden Wust skandinavischer Rock’n’Roll-Combos, mit denen unsere Dänen attitudetechnisch durchaus was gemeinsam haben, positiv heraussticht. Warum ich in der Vergangenheit trotzdem noch nie was von der Truppe gehört hab‘ (obwohl sie seit 1994 inclusive der neuen bereits vier CDs veröffentlicht hat und, so steht’s im Info, auch schon in jedem Winkel der Erde live aktiv war), wird deshalb ein Rätsel bleiben, dessen Lösungsversuch aber an dieser Stelle nicht so wichtig ist. Bedeutender ist der Fakt, daß mir „Smile“ bei fast jedem Durchlauf ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Und das ist ein gutes Zeichen, denke ich.



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