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von ms

GOTO OKAY: modellsee   (Sound Guerilla)

Schon mal eine Rezension gelesen, die aus nur einem Satz besteht? (Geht auf www.guc-area.de; Nr. 18; Stormwind: Reflections - Anm. rls) Der Satz hieße: Das Debütalbum "modellsee" von GOTO OKAY klingt so, als hätten Die Sterne zusammen mit Blumfeld ein wunderschönes Klangerlebnis zusammengebastelt.
Aber dem Leser reicht so was ja nicht. Der will lesen und lesen, bis ihm die Augen schmerzen. Dabei kann es so einfach sein. Er müsste sich nur in den gutsortierten Musikalienhandel aufmachen, "modellsee" erweben und glücklich werden. Doch um der schreibenden Zunft gerecht zu werden, möchte ich trotzdem einige Zeilen verlieren. GOTO OKAY sparen ja auch nicht mit Worten:
Drei Wochen fuhr ich "modellsee" in meinem Auto spazieren und nach und nach begann sich mir dieses Album zu erschließen. Einfach war es nicht, die wortreichen Texte gedanklich zu erklimmen. Zuweilen sind die Assoziationsketten der Texter sehr verwirrend und erscheinen "sinnlos" (das böse Wort). Doch wer Drogen nimmt weiß: einmal reicht nicht und seit ich mir "modellsee" ohral verabreiche, kann ich diese Erfahrung nachvollziehen. Stück wird Stück wird klarer, was uns die Poeten sagen möchten. Deshalb bin ich zuversichtlich, in drei, vier Monaten verstanden zu haben, was mir "hawaii", "interview" oder "copy cool" sagen möchten.
Die weiß, grün gehaltene CD beginnt gleich mit vier Meisterwerken. "schock", "auf", "kassel" und "rezession" sind Kleinodien der deutschen Musik. Ich kann GOTO OKAY nur eine brillante Verschmelzung von Text und Klang bescheinigen. Der "schock" ruft wahrlich heraus, dann "auf"-blende Scheinwerfer, mit vertrackt-genialen Rhythmuseinlagen. In "kassel" bekommt man Lust einfach in den "bus oder bahn" zu steigen, diese Stadt zu bereisen und während der Fahrt über Oliven und Herrn Meyer nachzudenken. Aktueller als in "rezession" geht es nimmer und selbst der arbeitsloseste Konsument wird sich freiwillig dem Gedanken stellen: "wollen wir dies ändern?". Für den alternativen Physikunterricht eignet sich "kopf hoch" bestens. Wann kann der Schüler schon mal vorgesungen bekommen, wie ein Stein in Zeitlupe herunterfällt? Und was passiert dann? Trifft er oder nicht? Track 12 beschließt die CD mit dem streicherprallen Stück "welt unter" - so einen schönen Weltuntergang habe ich noch nicht gehört. Wie gerne möchte auch ich mit meinen Tragetaschen danebenstehen und entspannt zusehen "wie alles untergeht".
Zudem ist auch der Sound dieser CD durchweg angenehm. Sauber gespielte cleane Gitarren und zirpende Sequenzerpassagen werden untermalt (malen trifft es gut) von Klavier und einem Akkordeon, bei dem man sich wünscht es wäre öfter zu hören. Weiterhin erklingen Horn, Trompete und Querflöte und machen "modellsee" für jegliche Ohren geschmeidig.
Ach so viel könnte ich mir noch von der Seele schreiben, aber "wenn ich briefe schreibe/ganz still und leise/dann kommt nur wenig an ..."
Ein abschließender Satz sei mir noch erlaubt, schließlich habe ich lange darauf gewartet, wann ich den endlich mal einsetzen darf. Hier ist er: Für Alben dieser Art wurde die "repeat"-Taste erfunden.
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