(Grönland)

Schon wieder ein TV-Gesicht, das eine Platte machen will? Och nö. Und dazu noch der Ober-Suppenkasper Klaas Heufer-Umlauf? Doppel Nö! Doch halt, du schnödes Vorurteil! Ist hier nicht der Klaas ohne seinen brachialhumorigen Partner Joko Winterscheidt unterwegs? Ohne Halli-Galli, postpubertäres Gewitzel mit 10 von 10 Punkten auf der Fremdschämskala. Und hat der Klaas, der bekannteste Friseur seit Udo Walz, nicht in manchem TV- und Zeitungsinterview schon bewiesen, dass er zu leisen Zwischentönen fähig ist und deutlich klüger ist, als er sich präsentiert?
Sein guter Freund Mark Tavassol (Wir sind Helden) und er machen wohl, wenn man ihnen Glauben schenken darf, schon lange miteinander Musik. Und jetzt auch ein Album. Einfach so, aus Jux und Tollerei. Und ach, der Unterschied zum Klappskalli der Mattscheibe könnte größer nicht sein. Es geht um Abschied, Verlust, Trennung. Um Miteinander- und Zusammensein. Herbstlich sind Text und Musik, luftige deutschsprachige Indie-Pop-Preziosen stecken auf dem Album. Es muss ein gutes Gefühl sein, permanent unterschätzt zu werden - und unterschätzt hätte ich die Klaasschen Songwriting-Fähigkeiten schon. Aus dem Stand in die vorderen Reihen des deutschen Indie-Pop katapultiert mit süchtig machenden Melodien. Selbst wenn Gloria nie wirklich überraschen, überzeugen können sie. Und auch wenn an Klaas Heufer-Umlauf nicht gerade der begnadetste Sänger verloren gegangen ist und er manches Mal etwas überdeutlich artikuliert: Sein lakonisch-melancholisches Singen passt in den Soundkosmos von Gloria wie seine Sendung "Circus Halli-Galli" zu Pro 7.
Anspieltipps: das grandiose "Regen" ("Wenn du die Augen zumachst / klingt der Regen wie Applaus") und die Up-Tempo-Ohrwurm-Nummer "Wie sehr wie leuchten". Applaus für Gloria!
Kontakt: www.gloriamusik.de

Tracklist:
1. Warten
2. Gute Nacht, bis morgen
3. Zu vage
4. Eigenes Berlin
5. Regen
6. Heute du
7. Wie sehr wir leuchten
8. Solange du mich lässt
9. Endlich kombinieren
10. Die Zeit ist um
 

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