(Raumer Records)

In einem Heer von Zombies

Die meisten werden es kennen: Man kommt abends nach Hause, nach einem harten Arbeitstag, an dem alles schief lief, der Chef und die ganzen anderen Menschen haben einen bis aufs Blut gereizt, vielleicht wurde man auch von irgendwelchen Deppen in der U-Bahn oder im Bus oder am Wartehäuschen angemacht, die Freundin macht Ärger und dann sehnt man sich nach jemandem, der in lyrischer Form genau das sagt, was man gerade fühlt. Und dafür kommt dieses Album gerade Recht. 50Hertz, diese fünf Jungs aus Brandenburg um den Sänger und Songwriter Michael Günther haben eine ungewöhnlich klare Sichtweise auf den Stand der Dinge. Sie versuchen mittels des melancholischen Gesangs von Michael Günther (mit beeindruckender fast schon grönemeyeresk anmutenden Stimme) gepaart mit romantischen und hintergründigen Texten verpackt in einer Variation aus heftigem beinahe schon pompös anmutendem Vorwärtsrock und müdem Feierabendpop ihre Botschaft an den Mann zu bringen. Sie sind sich ihrer Heimatliebe bewußt und versuchen mit guten Texten mit überraschenden Paradoxien und Widersprüchen gegen die in Deutschland als durchaus nachvollziehbare Reaktion auf Neonazitum vorherrschende Germanophobie vorzugehen und einen daran zu erinnern, dass durch die Hände in den Schoß legen nichts passiert. Sie stehen fern von schwarzmalerischem Pessimismus, der einen zum Aufgeben zwingt. Die Texte in ihrer Kreativität sind durchaus nachvollziehbar ebenso wie die Musik, die teilweise (trotz ausgefeilter Gitarrenparts) leider etwas zu amtlich klingt. Neues erfunden haben 50Hertz auf diesem Album wohl nicht, jedoch ist die Musik auf "Salz" etwas erfrischend neues, das einen auf andere Gedanken bringt. Teilweise könnten Stücke wie "Sing ein Lied für mich" oder "Bevor du gehst" auch Lieder in der Becks-Werbung sein. Sänger Günther verschätzt sich zwar manchmal etwas mit der Tonlage, doch das macht die ansonsten doch eher leicht zugängliche Musik nur sympathischer. Man kann sagen, dass "Salz" eine gute Platte ist, die durchdacht und mühevoll (wenn auch nicht allzu aufwendig) produziert ist. Das wichtige an diesem Werk sind die Texte, denen es sich zuzuhören lohnt. Leider ist die Musik etwas zu glatt, so dass hier keine Meilensteine gesetzt werden, was aber auch niemand erwarten würde. So laßt also eure Fäuste unter der Bettdecke geballt und konzentriert euch auf das "Salz" des Lebens: stich mit deinem Denken aus der Horde schlapper Zombies heraus und tu lieber was, als dich ständig zu beklagen.
Kontakt: www.50-hertz.de

Tracklist:
1. Bevor Du Gehst
2. Sing ein Lied für mich
3. Tauch ab
4. Stille Flut
5. Lach doch
6. Ich bin
7. Wer denn
8. Nie mehr
9. Totentanz
10. Epilog

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