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von kb

FRANK FRÖHLICH & MICHAEL HENKEL: Überfahrt   (Acoustic Music Records)

Wenn's nach mancher Leute Definition ginge, hätte diese Platte hier in CrossOver gar nichts zu suchen. Hatte sich das Blatt doch einst auf die Fahnen bzw. auf die Titelseite geschrieben, der "nichtkommerziellen" Musikszene dienlich sein zu wollen. Aber was ist das? fragte sich das Redaktionskollektiv unlängst Anfang des Jahres beim Biere (oder bei anderen mehr oder weniger warmen Getränken – Anm. rls) und brach sofort in freundschaftliches Streitgespräch aus. Ist die Schülerband ab dem Moment dem Kommerz verfallen, in dem sie Eintritt für ihre Konzerte verlangt und drei Mark fünfzig verdient (um sofort das Zehnfache wieder für Instrumente auszugeben)? (Sach ma, was gibt's denn für 35 Mark für'n halbwegs spielbares Instrument, Kämme und Triolas mal ausgeklammert? – Anm. rls) Oder sind diese beiden hier ebenso kommerziell, die zwar in ihrem Berufsleben nix anderes tun, als Musik zu verkaufen (wenn man das mal so grob ausdrücken will), aber damit garantiert nie in den Charts landen werden?
Warum eigentlich nicht? Nun, es gibt keine Texte. Man kann also weder mit unflätigen Wörtern provozieren noch mit hipgerapptem Wortfeuer in Überschallgeschwindigkeit beeindrucken noch von Liebe schnulzen. Zwar nehmen an der Überfahrt Klavier und Gitarre teil, doch die Gitarre ist keine der elektrisch lauten Fraktion; mit Krach ist also auch nix, noch nicht mal mit irgendwelchen abgefahrenen Effekten. Aus all diesem folgt: Wir haben es hier mit Profis zu tun, zudem in der Person des Produzenten Peter Finger noch mit einem (Akustik-)Gitarrenguru; ferner mit einem Instrumentalalbum, das Kammerjazz vom Feinsten präsentiert, mit lateinamerikanischen Einschlägen und ein wenig Klassik. Das Wechselbad der Gefühle reicht von verträumt bis rasant; erwartungsgemäß wird die Gitarre stellenweise zum Perkussionsinstrument umfunktioniert, was erstaunlicherweise einige Kritikerkollegen erstaunen ließ. Spannend, und da will ich mich den Kollegen gern anschließen, ist der Dialog zwischen beiden, der Lust auf ein Konzert macht. Der größte Teil der Tracks sind Eigenkompositionen mit so vielsagenden Titeln wie "Die Unschuld vom Lande. Ein Walzer" oder "Der morgendliche Ausritt des Joseph Fröhlich". Dazwischen versteckt sich ein Kochan und groovt ein Eisler, und wüsste man's nicht, dann wüsste man's nicht.
Starke Ähnlichkeit haben die atmosphärischen Stücke mit den instrumentalen Zwischenspielen, die damals zu seligen AGM-Rockorchesterzeiten von Karl Scharnweber und Hannes Pistor zu hören waren; damit Gruß und Empfehlung an alle, die sich daran noch erinnern können!
Kontakt: Frank Fröhlich, Pohlandstraße 41, 01309 Dresden, www.frankfroehlich.de
 




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