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BILL FAY: Life Is People
von sk

BILL FAY: Life Is People   (Dead Oceans)

Der Rolling Stone titelte, 2012 sei das Jahr der alten Männer gewesen. Auch wenn sie nichts von meinem 30. Geburtstag wussten, haben sie schon Recht: Neil Young, knurriger Öko-Hippie und vermutlich der Letzte seiner Art, haute mit "Psychedelic Pill" zusammen mit seiner alten Begleitband Crazy Horse eine Hammerscheibe auf den Markt. Bob Dylan, der mittlerweile mehr bellt als singt, katapultierte sich auf "Tempest" auf eine neue Qualitätsstufe und die Rolling Stones, mehr und mehr wie ihre eigene Karikatur wirkend, spielen immer noch (und das ohne Rollator und Gehstock). Und da wären noch Scott Walker, Donald Fagen usw. usf.
Ein wenig im Windschatten steht Bill Fay, irgendwann vermutlich in den 1950-er Jahren (ich habe es leider nicht rausbekommen) in London geboren. Vor vierzig Jahren hat er drei tolle Platten eingespielt, die aber kein Aas interessierten und von denen nur zwei erschienen. Vor einiger Zeit machte sich Jeff Tweedy, Kopf und Hirn der Alternative-Country-Heroen Wilco, auf die Suche nach altem Material und fand: Bill Fay. "Life Is People" ist sein erstes Album seit 1971. In der Zwischenzeit arbeitete er fernab der Musik in verschiedenen Jobs, scheinbar zufrieden mit sich und der Welt. Bis Jeff Tweedy kam und den großen Unbekannten wieder entdeckte. Tweedy singt auch mit Fay im Duett, und umgekehrt interpretiert Fay den Wilco-Song "Jesus, Etc." und zeigt, wie er wohl hätte klingen können und sollen.
"Life Is People" ist ein großartiges, ja sensationelles Album, das scheinbar aus dem Nichts kam. Vermutlich ist es das beste Album, das Nick Drake nie geschrieben hat. Bill Fay braucht ein Piano, manchmal eine Band oder gar ein Orchester (oder auch einen Gospelchor), um seine von einer großen Menschlichkeit geprägten Lieder zu entwerfen. Fast ist es ein Wunder, dass in keiner Zeile, in keiner Note Verbitterung oder Ärger zu spüren ist, sondern eine tiefe Dankbarkeit. Dabei ist Fay immer bezogen auf seinen christlichen Glauben, der so wahrhaftig aber ohne missionarischen Eifer vorgetragen wird, dass es Freudentränen in die Augen treibt. Es scheint nur folgerichtig zu sein, dass er alle Einnahmen aus den Albumverkäufen an "Ärzte ohne Grenzen" spendet. Kann Popmusik, die wie ein Echo von Nick Drake, den mittleren Pink Floyd oder John Lennon klingt, ein Ort der Menschlichkeit sein? Unbedingt! Bill Fay gibt den Glauben an das Gute im Pop zurück. Nicht mehr und nicht weniger.
Kontakt: http://deadoceans.com/artist.php?name=faybill

Tracklist:
01 There Is A Valley
02 Big Painter
03 Never Ending Happening
04 This World
05 The Healing Day
06 City Of Dreams
07 Be At Peace With Yourself
08 Jesus, Etc.
09 Empires
10 Thank You Lord
11 Cosmic Concerto (Life Is People)
12 The Coast No Man Can Tell
 




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