www.Crossover-agm.de FAT NANCY: Pure American Muscle, Baby
von tmy

FAT NANCY: Pure American Muscle, Baby   (Perris Records)

Die drei Seelen des Alex Mitchell

Wenn man ungehobelten, wilden, ehrlichen MachoRotzRock machen will, hat man zwei Möglichkeiten: erstens man ist ein großkotziger Rockstar wie etwa Kid Rock und macht durch großartige Schlagzeilen, Alkohol- und Drogenexzesse oder aber bandinterne Prügeleien oder noch besser Rüpeleien in der medialen Öffentlichkeit von sich reden, oder aber man tut nur so und mimt den Halbstarken und versucht, im Gespräch zu bleiben durch geplante Störaktionen, was ziemlich anstrengend ist.
Genau diesen Schritt, nämlich die Entscheidung zwischen beiden Extremen, die eine Seite ehrlich und hart, die andere aufgesetzt und im Innern ganz weich, schafft Ex-Circus Of Power-Frontman Alex Mitchell nicht bzw. er umgeht sie regelrecht. Er hat sich sein Image des unrasierten, ungehobelten Rockers und seine offenkundige Unfähigkeit, Töne zu halten bewahrt, jedoch kommt es einem, wenn man das Album seiner neuen Band (wohl eher ein Projekt) Fat Nancy hört, so vor, als schlügen mehr als zwei Seelen in seiner Brust. Die eine ist ein spitzbübischer Rotzlöffel, der sich nicht zu schade ist, den Urblues dadurch total zu persiflieren, indem er ihn mehr als nur 20 bpm zu langsam spielt, es also bis zur Maßlosigkeit übertreibt. Allerdings gewöhnt man sich schnell an den Stil von Fat Nancy, der leider äußerst unabwechslungsreich ist. Dann aber trifft man beim Hören auf wirklich richtig gute Stücke, wie etwa "Ninety Nine Pounds Of Soul", oder "Just Another Mother" die einfach nur rocken. Das ist das zweite Gesicht eines Alex Mitchell, das ehrlich einen guten Rocker kennzeichnet. Doch wenn man denkt, daß damit die Entwicklung bzw. die Demaskierung zu Ende sei, der hat weit gefehlt. Für ein Gefühl der Verwirrung sorgen Songs wie "Lonely, Fucked Up And Blue" oder "Candy Cane Girl", die gute und überraschend ausgefeilte Riffs und Texte enthalten, so dass man sich stark an die späten Who oder Pink Floyd erinnert fühlt. Und innerhalb dieser Songs geht Alex in so weit aus sich heraus, dass man ihm das Rockerimage nicht mehr uneingeschränkt abnimmt. Wer also verbirgt sich hinter Fat Nancy? Gitarrist Billy Tsounis ist Sänger oder Songwriter von Vasoline Tuner und bringt seine geballte Ladung Rotz in das Projekt mit ein (diese Band spielt Songs mit Titeln wie "First Call The Police Then Suck My Dick" oder "Ugly Girls Fuck Better"). Vielleicht ist er auch mit Schuld an diesem Album mit der gespaltenen Persönlichkeit. Die anderen Bandmitglieder sind wohl eher Randfiguren im Dreiakter von Fat Nancy. Und eben diese Uneinigkeit läßt den Hörer verstört zurück und provoziert geradezu, dass man "Pure American Muscle, Baby" ins Regal zurücklegt und lieber noch ein wenig wartet, bis sich die drei verschiedenen Richtungen, in die es die Band zerrt, sich in drei verschiedene Bands verwandelt haben, die dann jede für sich einen Musikstil befriedigt.
Kontakt: www.perrisrecords.com

Tracklist:
1. Dance Little Susy
2. Hot Lottie
3. Just Another Mother
4. Secret Love
5. Children Of The Midnight Sun
6. 99 Pounds Of Soul
7. Candy Cane Girl
8. American Monster
9. Lonely, Fucked Up And Blue
10. Sweet Judy Brown
11. Man On The Hill
12. Train Song #69






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