FALCO: Der Poet (DVD) von gl (Sony Music Österreich)
Ist es Allgemeinbildung? 1986 stand Falco auf Platz 1 der Billboard Hot 100. Sein "Rock Me Amadeus" ist der bisher einzige deutschsprachige Song, der es soweit schaffte. Rudi Dolezal, der zu Lebzeiten von Hans Hölzel (= Falco) sämtliche Videos für ihn aufnahm, hat 12 Jahre nach dessen dubiosem, alkoholumnebeltem Tod ihm hiermit ein umfangreiches Werk gewidmet. Die DVD ist eine Mischung aus Dokumentation, Zitatensammlung, Original-Interview-Sequenzen des Künstlers, Konzertschnipsel und vor allem immer wieder und im Grunde ausschließlich Lob, Bewunderung, Verneigung und fast schon Heiligsprechung. Gerade als jemand nach ca. 30 Minuten auch einmal vorsichtig anmerkt, dass der Künstler auch eine arrogante, herrische Seite haben konnte, und man denkt, jetzt wird es interessant und es kommt auch ein wenig Kritik durch, geht's jedoch weiter wie oben. Falco war ein begnadeter Texter, Vorreiter, ein Visionär und hatte definitiv großes Talent, Wortschöpfungen zu kreieren und zwischen mehreren Sprachen hin und her zu pendeln - in einer Textzeile. Das war zu Beginn/Mitte der 80er sicherlich revolutionär. Aber dem österreichischen Fan-Club, Professoren, Sprachwissenschaftlern, dem Feuilleton und der Literaturszene eine Stunde lang zuzuhören, wie sie Falco regelrecht auf ein Podest stellen, wirkt ein klein wenig befremdlich: "Falco ist unsterblich" - dies 5mal von verschiedenen Sprechern wiederholt und mit Spezialeffekten und Visualisierungen betont ... (Der Untertitel der DVD lautet übrigens: Falco für die Ewigkeit?) Seine Drogen- und Alkoholabhängigkeit findet außer in einer Textzeile oder einem Querverweis zu dem Lied "Mutter, der Mann mit dem Koks ist da" überhaupt nicht statt. Die Werkschau, komplett ehrfurchtsvoll betrachtet und aus berufenem Munde gelobt, beschränkt sich somit auf die aktiven Jahre. Es wäre wirklich interessant gewesen auch ein paar Takte von den Herrschaften zu den letzten Jahren 1994 bis 1998 zu hören, hatten ihm der Alkohol und die Drogen die Kreativität geraubt? Aber das scheint - zumindest in Österreich - Majestätsbeleidigung zu sein. Somit wird das hervorragende Lebenswerk zwar ausreichend gewürdigt, aber auch etwas verklärt durch diese Weglassung.
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