www.Crossover-agm.de EXHIBITION: The Sign Of Tomorrow
von rls

EXHIBITION: The Sign Of Tomorrow   (LMP)

Was passiert, wenn drei Ex-Fünftel der Progmetaller Eternity X eine neue Band gründen und dazu den von Overlorde und Seven Witches eher aus dem Powerlager bekannten Sänger Bobby Lucas verpflichten? Klarer Fall: Es entsteht eine progessive Power Metal-Band. Die hört im vorliegenden Fall auf den Namen Exhibition und legt nach einer Drei-Track-Demo-CD aus dem Jahre 2000 nun einen kompletten Zyklus an Bildern einer Ausstellung mit Zeichen von morgen vor. Im Gegensatz zum Titel wurden allerdings die drei Demotracks (also "gestriges" Material) auch nochmal verewigt, wenn auch vorher remixt und damit an die Soundverhältnisse der sechs neuen Tracks angeglichen, von welchen wiederum paritätisch drei vor und drei nach den Demotracks plaziert wurden, was indes niemandem auffallen sollte, der nicht um diesen Umstand weiß, denn ein Stilbruch hat weit und breit nicht stattgefunden. Immer noch sind die Instrumentalisten recht exhibitionistisch veranlagt (soll heißen, sie zeigen oft und gern, was sie auf der Pfanne haben), aber sie können sich bedarfsweise bremsen und auch einfach mal lospowern oder aber schöne Melodien und/oder berückende Atmosphären erschaffen. So schlägt die Halbballade "Shattered Memories" mit ihren klagenden Vocals (es geht um Bobbys Ex-Freundin Kelli, die 1989 Suizid beging) und ihrer förmlich "singenden" Gitarre (besonders schön nachzuhören im Intro) weite Teile der Mitbewerber problemlos aus dem Feld. Songdienlichkeit wird also relativ groß geschrieben, auch wenn man selbst dem halbballadesken Unterbau anhört, daß hier Musiker am Werke sind, die nichts von 4/4-Geradeausgeschrote halten. Mit "Wings Of The Dragon" bleibt lediglich ein Track unter der Fünfminutenmarke, während die anderen teilweise sehr opulent inszeniert wurden, ohne jedoch entscheidende Längen aufzuweisen. Richtig originell sind Exhibition natürlich nicht - man hört nicht nur "erwartete" Vorbilder wie frühe Dream Theater bisweilen durchschimmern, sondern auch eher unerwartete. Das Intro zu "Queen Of Pain" etwa hätte auch Uriah Heep in den Frühsiebzigern einfallen können, und speziell der Keyboardsound an dieser Stelle ist Ken Hensley pur. Solcherartige Stränge lassen sich aber aufgrund des Abwechslungsreichtums selten komplett durch einen Song ziehen, sondern bleiben auf punktuelle Beobachtungen beschränkt. Besagtes "Queen Of Pain" etwa entwickelt sich nach dem Intro zu einem Epic Metaller mit einem kurzen, aber wiederum völlig unepischen Hauptsolo. Generalisieren läßt sich allenfalls die Feststellung, daß Exhibitions Songwriting deutlich weniger steril, klinisch und unterkühlt wirkt als dasjenige von Dream Theater der Jetztzeit, was die Relevanz des Vorbildcharakters eher der melodisch-warmen Frühwerke von Portnoy & Co. ein weiteres Mal unterstreicht. Vor James LaBrie verstecken muß sich Bobby Lucas auch nicht - gerade in angesprochenem "Queen Of Pain" demonstriert er ein weites Feld der Stimmbandbeherrschung von mittleren bis höheren Lagen. Tendenziell hält er sich allerdings bevorzugt in letzteren auf, ohne jedoch Extreme nach oben hin auszureizen. Das knapp zehnminütige "Voices In The Night" (mit gleichermaßen ausladendem wie einladendem Schlußteil) schließt eine insgesamt sehr gutklassige Stunde auf hohem Niveau ab, wobei ich immer noch am Überlegen bin, an wen mich das fanfarenartige Keyboard im spannungsgeladenen Einleitungsteil dieses Songs (das auch noch als Refrainunterbau genutzt wird) erinnert. Halt - jetzt hab' ich's: Ayreon heißt das Zauberwort! ("The Universal Migrator", um genau zu sein.) Jedenfalls gefällt mir "The Sign Of Tomorrow" insgesamt deutlich besser als die Ausschnitte, die ich vom Schaffen der "Wurzelbands" Eternity X und Seven Witches (akustische Berührungen mit Overlorde fanden meinerseits bisher nicht statt) kenne.
Sollte im Plattenladen problemlos zu beschaffen sein; Bandkontakt: www.exhibitionproject.com

Tracklist:
Before The End Of Time
Strange Reality
Wings Of The Dragon
The Sign Of Tomorrow
Dark Horizon
Shattered Memories
Queen Of Pain
A New Beginning
Voices In The Night





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