(querstand)

Das Duo Donath, das sind Antje Donath und Heiner Donath, sie Violine, er Konzertgitarre spielend. Originelle Instrumentierung schon mal für eine ganze CD. Knapp eine Stunde spielen die Donaths Stücke, von denen das älteste 1981, das neuste 2002 entstanden ist. Komponiert sind die Stücke von Baldur Böhme, Nuccio D'Angelo, Reginald Smith Brindle, Johannes K. Hildebrandt, Tobias Klich und Miroslav Miletic; bei Hildebrandt, Klich und Böhme handelt es sich zudem um Ersteinspielungen. Fazit: Zeitgenössischer geht nicht.
Damit ist alles unter einen Hut gebracht, doch was lässt sich im Einzelnen sagen? Böhme setzt auf Dissonanzen (besonders den Tritonus), die in eher romantische, Konzert-artige und tonale Passagen eingeworfen werden. D'Angelo, das ist leidenschaftliche, moderne Südländer-Folklore-Klassik, bei der mir Flamenco einfällt, auch wenn der Komponist Italiener ist. Brindle offeriert dissonante, arhythmische Kost, die man wohl dem Serialismus zurechnen muss. Sehr abgehackt, das Ganze, unterhaltsam allemal, besonders der Anspielungen bzw. Hommages wegen, höre nur "I Signori Stravinsky, Berg E Webern A Spasso". Hildebrandts atonale "Annäherung 4" habe ich auch nach dem x-ten Hören nicht verstanden, wenn man davon absieht, dass das responsorische Beieinander von Violine und Gitarre durchaus als "Annäherung" beschreibbar ist. Klichs "Haydn-Metamorphosen" von 2002 sind ein kleines Kunstwerk, zitieren leichtfüßig den im Titel Genannten, um ihn gewitzt, aber respektvoll auf die Instrumentierung des Duo Donath und das einundzwanzigste Jahrhundert umzumünzen. Besonders das Scherzo ist fabelhaft. Der Kroate Miletic ist ähnlich gut nachvollziehbar wie Klich und seine "Sonatina" gehört mit ebendiesem zu den tonalen Momenten dieser Aufnahme, besonders das Andante und das dynamische, mitreißende Allegro, das deutlich folkloristische Züge an sich trägt.
Alles in allem: Ein ausgefallener Blick auf ein Randgebiet der sog. E-Musik. Man mag das Ergebnis der zwar originellen, aber auf Dauer doch recht einseitigen Instrumentierung wegen etwas dröge finden (der Rezensent etwa neigt zu dieser Haltung), bemerkenswert ist es allemal. Und für Freunde zeitgenössischer Musik durchaus zu empfehlen.
Kontakt: www.duodonath.de, www.querstand.de

Tracklist:
Baldur Böhme: Duo op. 99
1. Allegretto con moto
2. Andante sostenuto
3. Allegro giusto
Nuccio d'Angelo
4. Introduzione e Aria
Reginald Smith Brindle: Five Sketches
5. Gitano (F. Garcia Lorca)
6. Paesàggio Lunare (Salvador Dalí)
7. Vele (Cézanne)
8. I Signori Stravinsky, Berg E Webern A Spasso
9. Lachrimae (John Dowland)
Johannes K. Hildebrandt
10. Annäherung 4
Tobias Klich: Haydn-Metamorphosen
11. Introduzione-Scherzo
12. Elegia
13. Intermezzo
14. Finale
Miroslav Miletic: Sonatina
15. Allegro
16. Andante
17. Allegro

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