www.Crossover-agm.de DJAM KARET: No Commercial Potential
von ta

DJAM KARET: No Commercial Potential   (Eigenproduktion)

Nomen est omen. Man könnte ja zu der Annahme neigen, dass King Crimson einen genug vertraut gemacht hätten mit verrückten, ellenlangen Jams. Alte Zeiten? Nun, dass Ende 2004 noch ein Album veröffentlicht wird, das 1.) aus zwei CDs besteht, von denen 2.) jede nur drei Lieder enthält, jedoch dabei 3.) nichtsdestotrotz jeweils auf fast eine Stunde Spielzeit kommt und das, obwohl 4.) auf einen Sänger vollständig verzichtet wurde - dass CD 1, "No Commercial Potential" nämlich, ausschließlich aus Improvisationen besteht, sei ebenso wie die Tatsache, dass beide CDs ohne Überarbeitungen auskommen, nur der Vollständigkeit halber erwähnt -, hätte auch ich nicht erwartet. Bei "No Commercial Potential" handelt es sich um das erste Demo der Band in seiner Originalfassung. (En passant: Die Band feiert mit dieser Wiederveröffentlichung ihren Zwanzigsten.) CD 2, "... And Still Getting The Ladies", verdeutlicht mit zu größten Teilen ebenfalls improvisierten Songs die Weiterentwicklung der nunmehr zum Quintett aufgestockten kalifornischen Djamkareter, denn alle drei Songs stammen von 2004. Die stilistischen Unterschiede zwischen den Alben stechen klar hervor: Ersteres dümpelt sich durch das Fahrwasser von, voilá, King Crimson und Genesis, lässt viel passieren, geht auch mal drunter und drüber - Prog Rock meets Heavy-Jazz - und trägt partiell einen musikalischen Anarchismus vom Feinsten spazieren. Zweiteres präsentiert sich gemäßigter, strukturierter und sphärischer, was zu guten Teilen auf die hinzukommenden Synthesizer zurückzuführen ist. Da fühlt man sich gelegentlich von der Atmosphäre der (weniger bekannten, in der Neuauflage der EMI-Scheiben teilweise beigelegten) Marillion-Jams eingeholt. Das hat dann eher was von Ambient- und Space Rock-Sounds und strengt nicht so an, kann also durchaus als Hintergrundbeschallung taugen, was für Prog bekanntermaßen eine echte Seltenheit darstellt. (Nicht, dass das schlecht wäre ...)
Klar, verrückt sind beide Alben, technisch versierte wie mit Sinn für Dynamik ausgestattete Musiker schmücken beide, für den Freund eingängiger Kurzweilkost unverdaubar sind beide. (Unter 8 Minuten geht nicht, über 30 Minuten allerdings auch nicht. Na, wenn das nichts ist!) Die-Hard-Progger dürfen zugreifen, Die-Soft-Progger ebenso, Nicht-Progger könnten sich die Hände verbrennen. Macht aber nichts. Tun die Musiker schließlich auch. Kontakt: www.djamkaret.com.

Tracklist:
No Commercial Potential (CD 1, 1985)
1. Where´s L. Ron??!!
2. Dwarf Toss
3. Blue Fred

... And Still Getting The Ladies (CD 2, 2004)
1. Time Building
2. The Door
3. The Window



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