www.Crossover-agm.de DISRESPECT: Hit The Ceiling
von rls

DISRESPECT: Hit The Ceiling   (Hard*Boiled)

Schon wieder so 'ne Herde, die nicht zwischen Kirche und Glauben unterscheiden kann, wie die von Gitarrist Lukasz verfaßten Lyrics zum Opener "Holy Oppression" deutlich machen. Mit der Forderung "Only positive actions can excuse the bad" hat er zwar mehr als recht, zumal die Kirche in der Vergangenheit nicht immer die Einheit von geistigem Hintergrund und realem Handeln beachtet hat, aber deswegen dann gleich den kompletten christlichen Glauben in Grund und Boden zu stampfen ist haargenau die Form von Kleingeist, die die ach so politisch korrekte Hardcore-Szene den Metallern immer gerne vorhält. Basser Felix und Sänger Devrim, die Verfasser der restlichen acht Texte, enthalten sich dankenswerterweise solcherartigen Plattitüden, sondern widmen sich eher klassischen Hardcore-Themen wie der Unterdrückung persönlicher Freiheit oder dem Wesen politischer Umwälzungen. Relativ respektlos geht auch die musikalische Komponente in die vollen. Der Hardcore der fünf Berliner (glaub' ich jedenfalls mich düster zu erinnern, daß die von dort kommen) bricht zwar keine Geschwindigkeitsrekorde, auch nicht nach unten, aber dafür hat er besonders in den Gitarrenparts eine Portion fetten Metal verabreicht bekommen, ohne jedoch massiv Slayer-Riffs zu klauen, wie das heutzutage jede zweite Hardcore-Band macht. Das Tempo hält sich zum größten Teil im moshfreundlichen Bereich, wechselt aber immer mal, bevor der Zuschauer zum Gähnen kommt, die superfette Produktion tut ihr Übriges dazu, und ab und zu verirrt sich sogar mal eine einsame Leadgitarre ins Songmaterial (höre "Reveal" oder das Ende von "Rise"). Apropos Ende: Fast alle Songs gehen mehr oder weniger ineinander über, und da sie sich auch nur marginal voneinander unterscheiden, hat man den Eindruck einer kompletten Soundwand, für deren Länge dann 35 Minuten auch völlig ausreichen, um den Hörer zumindest partiell zu plätten. Für einen der wenigen Ruhepunkte sorgt die atmosphärische Einleitung von "Breach Of Trust", die sich allerdings auch rasch zu steigern beginnt und schließlich in den typischen Midtempo-Mosh-und-Hüpf-Parts aufgeht. Die Idee mit der Pause nach dem letzten Song, um schließlich mit dreisekündigem Gebrüll das Ende der CD einzuläuten, ist bei sowieso nicht überreichlichen Spielzeiten allerdings gemischtgefühlig zu betrachten. Aber wie gesagt, die Energie, die Disrespect rüberbringen (obwohl sie das auf ganz andere Weise tun als die unzähligen anderen Dis-Bands, die nur Discharge kopieren), reicht auch bei 'ner halben Stunde prinzipiell aus.





www.Crossover-agm.de
© by CrossOver