www.Crossover-agm.de DEADPAD: Counterculture
von ta

DEADPAD: Counterculture   (Eigenproduktion)

Ehrlich gesagt ist das Coolste an Deadpad die selbstironische Promobeilage zur CD, nur bekommt die natürlich der gewöhnliche Käufer nicht zu Gesicht. Doch auch "Counterculture" ist ein gar interessantes Ding geworden, eine schwer zu beschreibende Mixtur aus Brüllgesang und softem Jammern, Industrialriffs und fiepsigem Programming, Metal, Gothic, Synthiekram. Industrial kann man das Ergebnis wohl in erster Nährung nennen, allerdings kein EBM/Dark Wave-Gelangweile, sondern anstrengendes Zeug wie Ministry, nur dass Deadpad langsamer und weniger brachial zu Werke gehen. Drei Songs in knapp dreizehn Minuten hat das Quartett zustande bekommen, da tut eine Einzelbesprechung Not.
"Rat Race" ist der härteste Track der Mini-Mini-CD. Gitarren á la Marilyn Manson, die einen leicht mechanischen Touch haben und monstermäßig über den Hörer hinwegrollen, paaren sich mit mittelhohem, verzerrtem Geschrei und spacigen Synthesizern, wie sie in den entsprechenden Dunkelheimerdiscos von jedem DJ-Pult zu hören sind: Keine Melodien, keine Flächen, eher Geräusch und Fiepen. Passt aber genauso gut wie der dumpfe Drumsound. Schlagzeuger David French hebt sich übrigens mit seinem energischen Spiel deutlich von dem programmierten Computerkram, der in diesem Bereich sonst nicht unüblich ist, ab. Sehr eigenständig auch der zweite Teil: Zwar wird instrumental weiter mit der Stampfkeule geschwungen, aber Colm Scott-Baird und John Cook ergehen sich dazu plötzlich in klarem, zweistimmigen Gesang, der eher in eine Alternative-Schiene zu gehören scheint. Klingt interessant, geht auseinander und ist gut gemacht. Toller Track!
Nummer zwei, "Far From You", wird fast vollständig klar gesungen, erinnert, auch wenn die Band mich für diesen Vergleich vielleicht auf den Scheiterhaufen wird werfen wollen, gesangstechnisch gelegentlich sogar an System Of A Down (höre die zweite Strophe), während die Gitarren gewohnt braten, allerdings etwas dezenter als noch im Track davor und sogar gelegentlich ganz hintergründig solierend. Das Programming ist atmosphärischer, flächiger als noch in "Rat Race", wenngleich weiterhin kalt, entrückt. Die Uneingängigkeit, die im Kontrast aus schrägem Riffing und wehleidigem Gesang im Chorus entworfen wird, ergänzt die unentschiedene Stimmung und am Ende ist's irgendwie ein Spagat aus Industrial, Alternative und Gothic.
Das abschließende "Face The Day" führt die gemäßigte Linie weiter, ist allerdings auch vergleichsweise uneingängig, am Ende mehr Gothic als die beiden anderen Nummern. Das liegt zum Einen an dem zweistimmigen, gelegentlich kühlen Gesang, der mich diesmal etwas an Wolfheims Heppner erinnert, zum Anderen am Ausbau der Lead-Funktion der Gitarre. Die gewohnten Stampfriffs gibt's natürlich auch und im Chorus wird sogar wieder gebrüllt. Der Song ist am Ende gut, aber weniger auffällig als seine beiden Vorgänger.
Bleibt letztlich ein brauchbarer Anwärter für die Zappelbuden der Nation, melodisch eher sperrig, aber rhythmisch geradlinig, ergo tanzbar. Als schwierig für die Band könnte sich die stilistische Vielfalt erweisen. Dadurch geht nämlich einiges an Einfachheit und v.a. Kompaktheit verloren. Interessenten am "Cyber Metal" der Band sollten bei www.deadpad.com vorbeisurfen, dort ist nämlich das ganze Album zum freien Download bereitgestellt. Karitativ Veranlagte dürfen das Teil natürlich auch gleich kaufen.

Tracklist:
1. Rat Race
2. Far From You
3. Face The Day



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