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von ta

DARK FORTRESS: Eidolon   (Century Media)

Ich vergröbere mal etwas: Die Bayern sind ebenso wie Naglfar eine Black Metal-Band, die es jedem recht machen will - zumindest klingen sie oft so. Emperor, Satyricon, Dissection, Dark Funeral, Dimmu Borgir, all diese Bands kann man hier an der einen oder anderen Stelle raushören. Viel zu viele, als dass das Ergebnis, das gesamte Album, ein einheitliches Werk sein könnte. Wer eher nach poppig-eingängigen Sachen sucht, wird mit "Edge Of Night" super bedient: Geradliniger Rockbeat, eingängiges Riffing, rhythmischer Gesang - wäre nicht der düstere Mittelteil, würde das Teil glatt als Zwillingsbruder von Satyricons "Fuel For Hatred" (von "Volcano") durchgehen, das man auch im dazugehörigen Video frech kopiert hat. Eine ähnliche Marschrichtung schlägt "Baphomet" ein, die beiden Einstiegsriffs würde man auf einer neuen Darkthrone-Scheibe erwarten, für die Norweger wird der Song dann im Fortgang aber zu komplex und abwechslungsreich. In "Cohorror" dagegen klingen unüberhörbar Dissection durch. An diesem Song lässt sich auch gut demonstrieren, wie Dark Fortress es schaffen, eine immer dezent dunkle Grundstimmung beizubehalten - ein Merkmal, das sie auch deutlich von den eingangs erwähnten Naglfar unterscheidet: Die Keyboards sind es, die sie besorgen, vergleichsweise unaufdringlich, was Lautstärke und Themen betrifft, aber atmosphäreprägend mit ihren flächigen Sounds. Das erinnert in den majestätischen Momenten an Emperor, wie im toll arrangierten "No Longer Human". Die beiden letztgenannten Tracks gehören zu meinen Lieblingen, aber das nur am Rande, je nach stilistischer Orientierung wird ohnehin jeder Hörer seine eigenen finden.
Und so in einem fort: Hier höre ich dies, hier jenes raus. Eigentlich gibt es nur zwei Tracks auf dem Album, die mich nicht an andere Bands erinnern machen: Da wäre der Opener "The Silver Gate", ein Schwarzmetallschmuckstück vor dem Herrn (oder sollte ich sagen Gehörnten?): Brachiales Riffing, headbangerfreundliches Midtempo, brutal rausgeätzter Gesang, dann nimmt der Song nach anderthalb Minuten plötzlich Fahrt an und Blastgeprügel untermalt Riffs, die dir die Ohrläppchen in Scheiben schneiden. Spannend bis zur letzten Minute, und das ganz ohne ständige Tempowechsel und haufenweise unwiederholter Riffs. Das zweite unverwechselbare Stück steht ganz am Ende des Albums, nennt sich "Antiversum" und baut eine streckenweise sehr entrückte Stimmung auf, mit hallbelegten Gitarren und sehr tief intoniertem Brummen.
Ich habe all die Reminiszenzen an andere Bands vielleicht etwas übertrieben in den Vordergrund gerückt, aber nur, um klar hervorzustellen, was mich an "Eidolon" piekt. Mit etwas Offenheit kann man die krampfhafte Suche der Band nach Abwechslung aber (anders als ich, aber das ist mein Problem) problemlos im Kauf nehmen. Dumpfe Rumpler sind Dark Fortress jedenfalls nach wie vor nicht, sie können sauber spielen, stimmig arrangieren und schütteln sich auf jedem Album ein paar echte Killerriffs aus dem Ärmel. Auch Neuzugang Morean hat sich eingefügt, als wäre er schon immer dabei: Seine Stimme ist fies, für Black Metal relativ vielfältig, die Rhythmen sind merkfähig. Kein Riesenproblem also, ein hörenswertes Album und ein etwas miesepetriger Rezensent.
Kontakt: www.thetruedarkfortress.com, www.centurymedia.de

Tracklist:
1. The Silver Gate
2. Cohorror
3. Baphomet
4. The Unflesh
5. Analepsy
6. Edge Of Night
7. No Longer Human
8. Catacrusis
9. Antiversum



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