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von ta

CREOZOTH: Creozoth   (Escapi Music)

Mit "Creozoth" von Creozoth beweist Candlemass-Klampfer Lars Johansson auch dem letzten Zweifler, dass er der verbreiteten Spezies der gitarristici narcissimi angehört. Zwar tarnt er das Riffgewitter "Creozoth" klug als Produkt einer Band gleichen Namens, aber mal geradeaus gefragt: Wenn von vier Gliedern eines Musikgruppenkollektivs ein einziges Glied alle Songs schreibt und die Platte produziert und offenbar auch noch Abgeordneter der das Ganze vertreibenden Plattenfirma in Schweden ist, zudem dieses Glied Gitarre spielt und Songs schreibt, die eigentlich nur aus Riffs bestehen und eine Produktion abliefert mit dem fettesten Gitarrensound der Weltgeschichte, welchen Aufgaben bleiben dann den drei anderen Gliedern außer der einen nämlich: zu folgen?
Wäre ja auch alles wurst - ernsthaft -, wenn das Ergebnis dann nicht so dröge ausfallen würde. "Creozoth" ist Heavy Metal, doomig angehaucht, meist klassisch und riffbetont bis zum Gehtnichtmehr und Solltebesserwenigersein. Das hat Power, zweifellos. Besonders der klasse Opening-Track "With The Flow" überzeugt mit rollendem Doppelfuß und harten Stakkati und gerade gen Ende des Albums, wenn Gevatter Doom auf den Plan tritt, gibt es den einen oder anderen Moment schwermütigen Verweilens. "Mind" ist da so ein Anwärter: Melodiös, trübsinnig, heavy. Nur leider sind Mastermind Johansson nur zwei Riffs eingefallen. Und der Chorus wurde vergessen. Einen der Höhepunkte des Albums stellt "Dash" dar. Das sollte zu denken geben - warum? Weil das gute Stück ein tiefergelegtes, düsteres Instrumental ist. Und man auf zwei Dritteln der Platte den Gesang auch hätte weglassen können, weil er nichts beiträgt. Das liegt keineswegs an der Stimme von Michael Storck, die mit amtlichem Rock'n'Roll-Appeal punktet - mal unter Absehung von der Tatsache, dass der Mann auch technisch gesehen vom Fach ist -, sondern schlicht daran, dass Storck nur sperrige, eintönige Gesangslinien in petto hat, die keinerlei Merkwert, keinerlei Eingängigkeit aufweisen. Auch beim sechsten, siebten Durchlauf bleibt nichts hängen, ja anfangs sind Strophen, Bridge und Refrain kaum auseinanderzuhalten, mehrstimmige Passagen, auffällige Arrangements, die eine oder andere Pause oder einfach gelegentlich ein paar Schaufeln Power weniger zugunsten von mehr Melodiösität bleiben fromme Wünsche. Nein, hier lässt sich der Eindruck nicht verdrängen, dass in erster Linie auf Heavyness und Druck geachtet wurde. Der betrifft auch die kraftvollen Drums von Jan Lindh (ebenfalls bei Candlemass), aber allein das volle Brett reicht eben nicht über eine Albumdistanz von beinahe einer Stunde. Und weil der Vergleich mit Candlemass von dieser Riffbrigade geradezu provoziert wird: Ja, auch hier sind Johanssons Soli zu weiten Teilen verzichtbare, pseudo-ekstatische Frickelei, ja, auch hier kann man wunderbar mitstampfen, ja, für Headbanger, die bei allem, was über Midtempo hinausgeht, frustriert die weiße Fahne auspacken, ist das hier Balsam. Aber: Abgesehen davon, dass Candlemass eine ganze Spur langsamer zu Werke gehen als Creozoth (in "State Of Shock", einem der besseren Stücke auf "Creozoth", wahlweise auch in "For Your Amusement" oder "Stares Back" gibt's sogar Judas Priest-artige Uptempo-Beats zu hören) und auch mehr Dynamik und keinerlei Nähe zu Corrosion Of Conformity aufweisen (anders als Creozoth, höre etwa "Bad Day" (ebenfalls eines der besseren Stücke)), haben Candlemass einen, der sich zwar der Messias nennt, obwohl er es nicht ist, der aber ein ganzes Lattenrost an mitsummkompatiblen Hooklines auf das Instrumentalparcour seiner Mitstreiter verteilt. Ein zentraler Punkt, in dem sich Creozoth also von Candlemass unterscheiden (und zwar negativerweise), ist das Melodieempfinden. Naturalmente, ich wüsste auch nicht, was ich auf ein Riff wie in "Minute U Die" singen sollte, aber das sollte dann eben in anständiger Kommunikation innerhalb der Band ausdiskutiert werden. Und diese, so mein Eindruck, fehlte hier im so viel zitierten mehr oder weniger kreativen Schaffensprozess. Und das macht das Ergebnis wirklich anstrengend, wenn man es konzentriert hören möchte.
Kurz: Es gibt da so Sächelchen, die auf Alben einen Spannungsbogen erzeugen, etwa Dynamik, verschiedene Stimmungen, überraschende Arrangements, eine perfekte Verteilung verschiedener Einzelelemente. Davon habe ich leider nichts ausmachen können. Ergo fehlt diesem Album der Spannungsbogen und ist die ganze Platte unspannend, allen gelungenen Riffs zuwider. Anspieltips: Keine einzelnen Songs, sondern jeweils das Riff nach dem zweiten Refrain (fast immer das beste Riff, ja der beste Moment im ganzen Song).
Noch kürzer: "Creozoth" ist kein ganz schlechtes Album, aber gnadenlos einseitig und damit immerhin ziemlich schlecht.
Freunde des harten Riffs könnten Gefallen an dem Stück finden, allen anderen sei ein Probedurchlauf im lokalen Audioshop dringend angeraten. Kaufwillige mögen, wenn "Creozoth" nicht regulär erhältlich ist, Escapi Music BV, Hammarby Fabriksväg 23, S-120 33 Stockholm, Sweden kontaktieren oder aber an www.escapimusic.com einen Blick hineinwerfend vorbeisurfen.

Tracklist:
1. With The Flow
2. Stears Back
3. Forsaken
4. Minute U Die
5. Intoxicatedead
6. For Your Amusement
7. Watch n' Wait
8. State Of Chock
9. Bad Day
10. Mind
11. You Don't Know
12. Dash
13. Spectorized



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