www.Crossover-agm.de CRAYFISH: Sticky Sweet Sins
von Christian

CRAYFISH: Sticky Sweet Sins   (Stereo Satellite Records / Cargo Records)

Crayfish sind eine recht sehr junge Band aus Frankfurt (Main), angefangen als Schüler als "College-Rock"-Band, mittlerweile zurückblickend auf drei Eigenproduktionen, ein Album 2009 ("Keep On Keepin' On"), und nun mit vorliegender Zehdeh weiter auf dem steilen Weg nach oben. Crayfish spielen sich den Arsch ab, spielen seit Jahren an jeder Steckdose. Und die harte Arbeit zahlt sich aus. Es gibt ein beachtliches Following (wie sagt man dazu in Deutsch gleich nochmal?), die Eigenproduktionen sind vergriffen und die Beachtung, die man im World Wide Web findet, ist stattlich.
Zurück zum Tonträger: Wenn ihr eine Schublade wollt, nehmt Alternative-Rock für 14- bis 24-jährige. Der Opener (nach dem Intro "Sticky Sweet Sins") ist mit "Today's Topics" eigenwillig gewählt. Bin mir immer noch nicht sicher, ob ich das Refrainthema nun pfiffig oder verunglückt finde. Jedenfalls ein wenig sperrig und ein wenig belastet von winzigen Tuning-Problemen beim Gesang. "Jupiter Jude" hat eine kleine Punk-Prise. Der erste Ohrwurmkandidat kommt mit "Broken Bridge". Locker-flockig und eingängig. Die Single für die Zielgruppe. "Soap Society" zeigt dann, daß in den Jungs viel mehr steckt. Die nötige Prise Rock'n'Roll und das Gefühl fürs Arrangement. Daumen hoch! Mit "Lovely Lies" kommt (leider) wieder deutlich mehr Bubblegum-Charakter zurück - macht aber trotzdem Spaß. "Hello Hell" orientiert sich ein wenig an trockenen Wüsten-Tönen, der Refrain beißt sich einfach wider Willen fest. "My Machine" fällt etwas ab, gut gemachter Song, vielstimmiger, aber zu offensichtlich auf Mitsing-Mitklatsch getrimmter Refrain. Und achduliebezeit - der Mitmachteil ist bereits auf der CD eingebaut. Naja. Mit "Cupid Can Come" kommt die obligatorische (leider schwache) Ballade. Wieder aufwärts geht's mit "Backyard Beauties". Die Strophe ist umwerfend, der Rest kann nicht ganz mithalten, rockt aber gut vorwärts. "Cruelty City" ist Kandidat "Filler". "Lazy Luxury" ist irgendwie nicht viel anders. Eher noch fillerer. Man hört, dass man sich Gedanken machte. Muss aber nich sein, das Lied. Abschluss mit "Soul Sanctuary" - na siehste, geht ja doch. Nicht das Highlight des Albums, aber die Band zeigt nochmal, wo sie sich sieht. Pop-Rock ohne Synthetik, eingängig, aber nie dämlich, Mainstream, jedoch sogar mit dem Mut zum Solo.
Das ganze Album ist ordentlich produziert, der Sound ist natürlich, nicht zu glattgebügelt. Alle Instrumentalstimmen beherrschen ihr Handwerk und haben Ideen zu bieten. Die Stimme passt zum Anliegen. Ein wenig mindernd schlägt zu Buche, daß der Gesang hin und wieder allzu bemüht wirkt. Man hört etwas zu sehr heraus, was der Sänger nach großen Vorbildern versucht zu phrasieren, man kauft's ihm nur halt nicht alles ab. Dafür fehlen den Mannen dann doch vielleicht noch ein paar Jahre. Und Straße. Aber das ist ein sehr kleines Haar in der Suppe. Noch zwei, drei Jahre und das Live-Tempo beibehalten und der Fabi klingt einfach wie der Fabi.
Also: Ganz großes Ding - hier ist der Beweis, daß man immer noch auch im Mainstream mit ehrlicher Arbeit vorankommt. Hier ackern sich fünf Jungs angefangen von der Schülerband weiter und weiter nach oben. Schritt für Schritt, über Jahre, so wie's früher üblich war. Und "Sticky Sweet Sins" ist nicht der schlechteste Schritt auf der Leiter, es ist ein großer weiter nach oben. Für eine bleibende Duftmarke im Rock'n'Roll-Getümmel fehlen noch etliche Leitersprossen. Aber Stairway To Heaven wurde auch nicht an einem Tag erbaut.
Anspieltips: Für die Zielgruppe "Broken Bridge", wenn ihr über 30 seid, dann "Soap Society".
Kontakt: www.cray-fish.de

Tracklist:
Sticky Sweet Sins
Today's Topics
Jupiter Jude
Broken Bridge
Soap Society
Lovely Lies
Hello Hell
My Machine
Cupid Can Come
Backyard Beauties
Cruelty City
Lazy Luxury
Soul Sanctuary
 




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