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von ta

COUNCIL OF THE FALLEN: Deciphering The Soul   (Seasons Of Mist)

Für Freunde des technischen und brutalen Death Metal bietet die Küste Floridas eine wunderbare Anlaufstelle, für Leute, deren Geruchssinn es nach geistigem Dünnpfiff gelüstet, allerdings ebenso. Council Of The Fallen gehören dankenswerterweise nicht zur Zielgruppe des zweiten Publikums. "Deciphering The Soul" ist ein Konzeptalbum über den Einstieg in die eigene Existenz wie Essenz, eine Suche nach - hach, wie banal - dem Sinn und dem Unsinn des Lebens, letztendlich eine Aufforderung, die Zeit, die einem zusteht, glücksgetreu zu nutzen, auch wenn Gitarrist/Sänger Kevin Quirion, der bis auf eine Ausnahme niemand anderem das lyrische Zepter in die Hand gab (und bei "Tempting Angelic Pride", einer von Sänger/Gitarrist/Bassist Sean Baxter dümmlich umgesetzten Losschreibung von religiösem Optimismus, hätte er es besser auch nicht tun sollen), keine spezifischen Aussagen über persönliche Themen macht und auch ansonsten den Hang zum Unkonkreten und verschlüsselt-Unsicheren wahrt. Eine solch fragende Bescheidenheit (die sich hinter einer verbal wie nicht anders zu erwartenden aggressiven Maske verbirgt) steht in erfreulichem Kontrast zu im Death Metal gängigen Niveaucidern wie Deicide, die platte Hassphantasien ausspeien, freilich auch im Kontrast zu christlichen Death Metal-Combos, die den Horizont einer sinnvollen Welt textlich nicht überschreiten. Das muss gesagt sein.
Musikalisch hätte ich möglicherweise nach der Konsultation der Texte Doom Metal erwartet, aber Council Of The Fallen erweisen wieselflink dem amerikanisch geprägten Death bzw. Black Metal die Ehre, wobei Erstgenannter klar den Hauptstrang darstellt, an dem alle Beteiligten ziehen, zweiterer sich im Gesang beinahe durchgängig (in Zwillingsbrüderschaft mit tiefen Growls) und in den Gitarren gelegentlich ("Resurgence"; startet lustigerweise mit der Metapher "Frozen Lands", die sofort an einige nordische Schwarzwurzler erinnert) offenbart. Wer nun erfährt, dass Erik Rutan (ehemals Morbid Angeler, jetzt offenbar ewig Hassender) die Platte produziert hat und Tim Yeung, der schon auf Hate Eternals Erstling zu hören ist und, wenn mich nicht alles täuscht, Derek Roddy auf der zweiten Scheibe von Aurora Borealis ersetzt hat, für das nötige Blastgewitter zuständig war, dürfte wissen, was ihn hier erwartet. Council Of The Fallen vereinen in sich Elemente aller genannten Bands, senken dabei aber den Technik- und den Durchschnittsgeschwindigkeitsfaktor dezent ein gutes Stück, auch wenn krasse Tempowechsel, unübersichtliche Gitarrenwände bei unzähmbarer Geschwindigkeit und rhythmisch etwas komplexere Riffs wie in "Longing For Clarity" oder "Scourge Of Thy Enemy" dafür sorgen, dass "Deciphering The Soul" nicht primär eingängig, wenn auch nicht minder derb daherkommt. Bei einigen Midtempoparts verliert die Band zwar deutlich an Brutalität, wie am Eingangspart von "No Vision Of Prophecy" nachvollziehbar, erhöht dafür aber die zarte Melodik der Riffs sogleich und verschiebt die Konzentration vom Nacken gravitätisch auf das Ohr, so dass gar die melodieverliebte Göteborg-Fraktion erfreut sein dürfte. Über weite Strecken regiert aber der gefürchtete Keulenschwung und macht nur vor vereinzelten Akustikgitarren, Stellen mit clean vorgetragenem Gesang und Geigentönen (Huch!) irritiert Halt. Die machen nicht unbedingt Sinn, aber das ist vielleicht wiederum Sinn der Sache. Fazit: Unbarmherzig gut. Weitergehende Infos geben ggf. die Homepage der Band www.councilofthefallen.com oder die des Labels www.seasons-of-mist.com.

Tracklist:
1. Intro
2. Longing For Clarity
3. Acceptance In Silence
4. No Vision Of Prophecy
5. Scource Of Thy Enemy
6. Distant Memories
7. Tempting Angelic Pride
8. Resurgence
9. Falling Through Decades
10. Repetition Breeds Insanity
11. Outro



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