www.Crossover-agm.de CIRCLE OF RAGE: Rage In D-Minor
von rls

CIRCLE OF RAGE: Rage In D-Minor   (Eigenproduktion/Copro)

10 Songs in knapp 25 Minuten lassen keine ausufernden Epen vermuten, aber ein solches ist mit dem Closer "A Sheep In Wolf's Clothing" dann doch vertreten, zumindest für Circle-Of-Rage-Verhältnisse: Über sechs Minuten schleppt sich dieser nur von wenigen Speedparts und einer halbminütigen Generalausblendung unterbrochene doomlastige Track dahin, so daß für die anderen neun Songs nur noch ein Zweiminutenschnitt übrigbleibt. Den nutzt das Quintett dann allerdings konsequent, wenngleich freilich keineswegs ausschließlich in hohem Tempo, wie schon der große doomige Schlußteil von "Unnatural Selection" andeutet und die Einleitung des folgenden "Fear Does Not Exist In This Dojo" gleich mit. Freilich darf Drummer Xander hier und da schon heftig losholzen, aber die auf geringer Spielzeit untergebrachte Vielfalt, ohne daß mit ihr Beliebigkeit entsteht, weiß durchaus zu beeindrucken, zumal es sich bei "Rage In D-Minor" auch noch um das Debütalbum der fünf Briten handelt. Die fühlen sich den alten Hardcore-Idealen zugeneigt (unter dem Cleartray prangt beispielsweise der Spruch "The truth shall set you free but first it shall make you angry", und die Lyrics sprechen von deutlichem politischem wie sozialem Problembewußtsein), und es findet sich auch eine gehörige Portion Hardcore im Soundgemisch wieder, allerdings steht mit Leadgitarrist Veitch offenbar ein Freund eher traditionell geprägten Hardrocks bzw. Metals in der Besetzung, und der wirft dann auch einige klassische Hardrocksoli oder in "No News Is Good News" gar ausführliche Tappingparts ein, wie man sie in diesem Genre sonst kaum vorgesetzt bekommt. Circle Of Rage als Metalcore zu betiteln würde den Leser eher in die falsche Richtung führen, da der mit diesem Begriff heute typischerweise assoziierte Substil mit den doppelläufigen Gitarrenleads hier allenfalls peripher durchscheint und man in den Neunzigern damit eine Mixtur aus Hardcore und Slayer zu betiteln pflegte, die es hier gleichfalls nicht zu hören gibt. Existiert der Begriff Hardrockcore schon? Falls nein, erfindet der Rezensent ihn hiermit; die Kontaktdaten für Tantiemenzahlungen finden sich auf der Seite :-) Rein instrumentell lassen sich ein paar Parallelen zu den legendären Rest In Pieces finden, die in den späten Achtzigern gleichfalls ihre Hardrock- und Hardcore-Roots vereinigten und sogar einen alten Montrose-Titel coverten, wobei ihr Hardcoreanteil aber etwas deutlicher an der New Yorker Schule angelehnt war, während Circle Of Rage hörbar von europäischen Stilistika geprägt sind und einige Passagen sogar an die Toten Hosen erinnern, als die sich ab den Spätachtzigern vom Punk zum (Hard) Rock bewegten. Mit Tommo haben die Briten einen klassischen Hardcorefrontmann in ihren Reihen, der zwischen Geschrei mäßigen Härtegrades und appellierendem Sprechgesang pendelt; die Lyrics lassen sich allesamt im Digipack nachlesen und runden ein interessantes Werk ab, das völlig jenseits jedweden Zeitgeistes musiziert und für schubladenfreie Hardcorehörer wie für offenherzige Hardrocker interessant sein sollte.
Kontakt: www.circleofrage.co.uk, www.coprorecords.co.uk

Tracklist:
Beyond The Barricades
Unnatural Selection
Fear Does Not Exist In This Dojo
OYFE
Food For Thought
Freedom Credits
FTSE Fetish
Cui Bono?
No News Is Good News
A Sheep In Wolf's Clothing



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