(Eigenproduktion)

Es gibt gefühlte 3000 Instrumentalalben von Gitarristen pro Jahr. 2900 davon sind kacke. "Opposite Views" von Gadi Caplan gehört nicht dazu. Gadi Caplan ist ein israelischer, in den USA lebender Gitarrist, der mit "Opposite Views" ein umwerfendes Stück Musik von 42 Minuten eingetütet hat, das einerseits - von einer grandiosen Rhythmusabteilung getragen - im Free Jazz, Funk und Prog Rock wildert und also etliche Töne pro Minute enthält, andererseits aber eine absolut grundentspannte, lockere Atmosphäre hat, unabhängig davon, ob der jeweilig eingefangene Moment ein verspielter ("Harmony Police"), balladesker ("Boni") oder orientalisch beskalter ("Rita's Garden") ist.
Caplan ist kein Poser, sondern überlässt in den ersten zwei Dritteln des Albums häufig Saxophonist Eyal Hai die Federführung. Manches klingt improvisiert, manches streng durchkomponiert, aber einfach alles gut, angenehm und dabei doch jederzeit anspruchs- und kunstvoll. "Opposite Views" ist einfach eine perfekte Mischung.
Zusatzbeiträge von Flöten und Streichern setzen ein I-Tüpfelchen drauf, das mit dem zum Heulen schönen Titeltrack das Album in Weltklasseformat beendet: Wie hier das relaxte Feeling immer mehr aufgebrochen wird, um sich schließlich in schwermütiger Leidenschaft zu verzehren, ist einfach ganz großes Kino.
Im Instrumentalbereich ist dieses Album ohne Übertreibung das Beste, was ich seit Ewigkeiten gehört habe.
Kontakt: www.gadicaplan.com

Tracklist:
1. Harmony Police
2. Euphoric Moment
3. Nocturnal Adventure
4. Feels Like Morning
5. Boni
6. Rita's Garden
7. Opposite Views
 

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