www.Crossover-agm.de CANDLEMASS: The Curse Of Candlemass - Live in Stockholm 2003
von ta

CANDLEMASS: The Curse Of Candlemass - Live in Stockholm 2003   (Escapi Music)

"Live In Stockholm" hieß es für Candlemass bereits 1990 anlässlich der VÖ einer Vinyl-Scheiblette, fünfzehn Jahre später wurde auf das Medium DVD und einen zwei Jahre alten Konzertmitschnitt umgesattelt. So viel geändert hat sich seitdem nicht, denn die 2005er Comeback-Scheibe "Candlemass" ist logischerweise 2003 noch nicht veröffentlicht gewesen und Songs aus der Phase ohne Messiah Marcolin spielt die Band von jeher recht selten live, wenn eben dieser Messiah Marcolin mit auf der Bühne steht und das tat er auch 2003 in Stockholm. Deswegen überschneidet sich die Tracklist der vorliegenden, silbernen Live-Veröffentlichung in vielen Punkten mit dem fünfzehn Jahre älteren, schwarzen Zwillingsbruder (Tracklist: s.u.).
"The Curse Of Candlemass" ist ein DVD-Doppelpack. DVD 1 enthält den genannten Gig vollständig und ohne Unterbrechungen: Anderthalb Stunden Doom, präsentiert von einer nicht übermäßig, aber ausreichend enthusiasmierten Band vor einem begeisterten Publikum. Sound- und Bildqualität sind exzellent, die Kameraführung richtet sich permanent auf einzelne Akteure, so dass die Individualität der Bandmitglieder beinahe plastisch gemacht wird: Mats Björkman (git), der sich beinahe die Unterlippe abbeißt und die Leute angriemelt, dass selbst ein tieftrauriges Stück wie "Solitude" die Metamorphose zur Sommerhymne durchläuft, Leif Edling (bass), der aussieht, als würde er schwerstens arbeiten, selbst wenn er gar nichts tut, Lars Johansson (git), the posing man, der mit seinen Spielereien auch mal gut auf den Nerv gehen kann, Jan Lind (dr), punktgenau und stoisch, aber körperlich beteiligt und nicht zuletzt Messiah Marcolin (voc), der unermüdlich über die Bühne stampfende Koloss in der unverzichtbaren Mönchskutte, der immer etwas exzentrische Daueranimateur und der einzige Mensch, den man jemals zu Doom Metal hat hüpfen sehen - eine Gruppe sympathischer Unterhalter, die tolle Musik spielt. Zu Klassikern wie "Demons Gate" (schön langsam gespielt), "The Well Of Souls", dem genialen "Ancient Dreams" oder "Mirror, Mirror", dem Song, von dem ich nie verstehen werde, dass er zum Doom-Klassiker avancieren konnte, muss man wohl nichts sagen, Überraschungen wie "A Cry From The Crypt" (super), "Black Stone Wielder" (ebenso) oder das Power Metal-Instrumental "In To The Unfathomed Tower" (unnötig) sorgen für weitere Adrenalinschübe, nur dass "Crystal Ball" nicht gespielt wurde, kommt einem Verbrechen gleich. Marcolins Ansagen kommen selbstredend auf Schwedisch daher, sind aber kurz und bündig gehalten. Empfehlenswerte Anschaffung.
DVD 2 macht die Anschaffung noch empfehlenswerter. Hier gibt es zuerst einmal einzelne Songmitschnitte aus Gigs, die zwischen 1987 und 2003 gespielt wurden, zu hören und zu sehen. Im direkten Vergleich mit dem Auftritt auf DVD 1 zeigt sich, dass sich gar nicht so viel geändert hat bei Candlemass auf der Bühne, nur dass man heute keine Fanblöcke mehr bangenderweise vor dem Schlagzeug positioniert und die Frisuren leichten Modifizierungen unterzogen wurden. Noch interessanter sind die Mitschnitte, die Thomas Vikström zeigen. Der Mann, der zu Anfang der Neunziger Messiah Marcolin ersetzte, konnte definitiv singen und verlieh Candlemass einen deftigen Power Metal-Touch. Das zeigt sich nicht zuletzt an dem Mitschnitt eines Playback-Auftritts, an welchen Candlemass 1993 im schwedischen Fernsehen wie auch immer herangekommen sind. Hier wird zum Playback-Sound "Dying Illusion" ultraposig, aber auch selbstironisch performt, dass sich die Balken biegen. Am besten gefällt mir der Moment, in dem Mappe seine Klampfe auf den Rücken dreht und auf dem Rücken des Instruments weiterspielt. Ein echtes Highlight in der Historie der Metal-Clips! Hier stimmen nachvollziehbarerweise auch Sound- und Bildqualität, während man von den alten Live-Mitschnitten am besten überhaupt nichts erwarten sollte. Zum Abschluss gibt es dann doch noch "Crystal Ball" zu hören: Live in Albstadt 2003, mit einem bestens aufgelegten Messiah Marcolin, kultigen Ansagen und genauso kultigem Doom Dance - euer Glück auch, Leute. Das i-Tüpfelchen markiert schließlich ein knapp einstündiges Interview mit Matte, Leif und Messiah, in welchem die gesamte Bandbiographie von Prä-Nemesis-Zeiten über den Einstieg von Marcolin, den Split in den Neunzigern und die verunglückte Spätneunziger-Reunion bis zur Reunion im neuen Jahrtausend aufgearbeitet und ausführlich kommentiert wird. Deutsche und englische Untertitel helfen Uneingeweihten, das affenschnell heruntergerasselte Schwedisch-Kauderwelsch von Matte zu verstehen.
Alles in allem ist "The Curse Of Candlemass" für Neulinge ein perfektes, umfassendes Zeugnis, mit dem Vergangenheit und Gegenwart der Band sich präsentieren, und für die Scharen an alteingesessenen Candlemass-Jüngern ohnehin Pflichtprogramm.
Kontakt: www.candlemass.se

Tracklist (DVD 1):
1. Intro
2. Demons Gate
3. Dark Reflections
4. The Well Of Souls
5. In To The Unfathomed Tower
6. Ancient Dreams
7. The Bells Of Acheron
8. Witches
9. Mirror, Mirror
10. A Cry From The Crypt
11. Mourners Lament
12. Black Stone Wielder
13. Solitude
14. At The Gallows End



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