www.Crossover-agm.de CALMUS ENSEMBLE: farb töne
von *tf

CALMUS ENSEMBLE: farb töne   (querstand)

Das mit einigen nicht unbedeutenden Preisen dekorierte Calmus Ensemble aus Leipzig legt nach seinem Debüt "Dir, Dir, Jehova, will ich singen" mit einem im Leipziger Gewandhaus aufgenommenen Album, welches weltliche Chorwerke von Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts enthält, kräftig nach. Sehr schön der Beginn mit Hugo Distlers "Vorspruch", einem an frühe Renaissancemusik angelehnten Stück, in dem auch die Intonation an Alte Musik erinnert. Mit Robert Schumanns Lied vom Zahnweh gleich noch ein heiteres Stück hinterher. Diese musikalische Heiterkeit wird im folgenden "Erlkönig" in einem Satz von Schubert fortgeführt. Die Stimmen übernehmen den sonst erklingenden Klavierpart und man hört den Spaß der fünf Sänger plus Sopranistin deutlich heraus. Die "Königskinder" danach konnten zwar zueinander nicht finden, die Töne in Regerscher Chromatik wohl. Nächster Glanzpunkt ist dann Felix Mendelssohn Bartholdys "Abschied vom Walde", einem dankbaren Chorstück, welches wohl zum Standardrepertoire jedes Chors gehören dürfte. Heiterkeit wird danach wieder großgeschrieben: Robert Schumanns "Zigeunerleben" mit Triangel und Tambourin aufgepeppt. Leider entzieht sich zum Vergleich die Besetzung der Originalversion meiner Kenntnis. Fredo Jungs Zyklus "Das Jahr im Lied" wurde eigens für das Calmus Ensemble eingerichtet. Hier stehen vor allem Zitate - hervorzuheben sommerlich Forelle und Jäger - im Vordergrund. Von spätmittelalterlicher Spielmannsmusik über barocke Anfänge mit moderner Fortführung schließlich in spätromantisch anmutenden Tontrauben mündend, wechseln Stil und populärer Gestus nahezu pausenlos. Etwas später wieder ein Hugo Distler-Stück, an alte englische Motetten erinnern, kommt dann kurz vor Schluss der meiner Meinung nach zu Recht vergessene DDR-Superstar der Klaviermusik Andre Asriel zu Gehör. Was anderntracks künstlerisch zusammengeschraubt, wirkt hier gekünstelt. Gerade in der Behandlung der Sprache erscheint mir hier einiges regelrecht vergewaltigend, was allerdings keinen Rückschluss auf die Leistung des Ensembles zulässt. Als Vorletzter kommt schon erwähnter Fredo Jung zu Gehör, der uns wiederum ein zitatenreiches Potpourri liefert, welches um das Volkslied der Vogelhochzeit herum gezimmert wurde. Eingängig und volksliedhaft sorgt zumindest die Implementierung des Griegschen Hochzeitsmarsches für einen wohltuenden Aha-Effekt. Schlussendlich eine Bearbeitung des Liedes "Guter Mond, du gehst so stille" vom Bariton des Ensembles, Ludwig Böhme. Passend zum Ende des Albums wiederum ein strophenweiser Ritt durch Stile und ihnen entspringenden Interpretationen. Das gesamte Stück erinnert mich an Aussetzaufgaben beim Tonsatzunterricht, jedenfalls die anspruchsvolleren. Leicht und durchsichtig beginnt es zunächst volksliedhaft und den Stimmen auf den Leib geschrieben, chamäleonisiert dann durch Modulation eingeleitet in Gegensätze und Auflösung - vielleicht etwas über den optimalen Stimmumfang der Ensemblemitglieder hinausgeschossen, wonach eine letzte Strophe in bester Regerscher Chromatik mit Vorhalten ohne Pause das Stück beschließt. Generell lässt sich sagen, dass die CD, welche in edlem Digibox-Outfit daherkommt, bis auf wenige Schwachstellen - zu denen ich die starke Betonung der oberen Mittenfrequenzen zählen möchte - uneingeschränkt für Freunde anspruchsvoller Chormusik empfehlenswert ist. Auch für Einsteiger ist die Platte durch die heiteren Lieder und amüsanten Arrangements gut geeignet.
Kontakt: www.querstand.de

Tracklist:
HUGO DISTLER: Vorspruch
ROBERT SCHUMANN: Zahnweh
FRANZ SCHUBERT: Erlkönig
MAX REGER: Es waren zwei Königskinder
FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY: Wasserfahrt
JOHANNES BRAHMS: An die Heimat
FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY: Abschied vom Walde
ROBERT SCHUMANN: Zigeunerleben
FREDO JUNG: Das Jahr im Lied
  Der Frühling
  Der Sommer
  Der Herbst
  Der Winter
JOHANNES BRAHMS: Nachtwache I
JOHANNES BRAHMS: Nachtwache II
HUGO DISTLER: Der Feuerreiter
ANDRE ASRIEL: Der Fuchs und der Storch
FREDO JUNG: Die Vogelhochzeit
LUDWIG BÖHME: Guter Mond, du gehst so stille



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