www.Crossover-agm.de CÄSAR & DIE SPIELER: Zeitsprünge live
von kb

CÄSAR & DIE SPIELER: Zeitsprünge live   (Cäsar Music)

Als Cäsar anno 2000 im Leipziger Anker seine Jubiläumsplatte fabrizierte, ahnte er wohl nicht, dass eine Rezensentin fast ein Jahr brauchen würde, um damit zu Potte zu kommen. Zeitsprünge halt, Entschuldigung. Aber bei den knapp 300 Jahren, die er samt seinen Spielern mit diesem Werk überbrückt, kann ein Jahr auch nicht mehr ins Gewicht fallen. Wie bitte?? Jawohl, 300 Jahre, denn es beginnt wirkungsvoll mit dem Bachschen Brandenburgischen Konzert Nr. 2 vom Band, alter Indianertrick, aber hier gibt’s gleich noch einen drauf: Dank der Besetzung ist man in der Lage, nach und nach einzusteigen und mit zu fiedeln, zu tröten und zu flöten. Alle Achtung! Und der Kenner weiß, ohne ins Booklet gucken zu müssen, dass es jetzt eigentlich nahtlos in "Wer die Rose ehrt" übergehen müsste. Tut es auch. Kaum schwelgte man aber in alten Renft-(und-Karussell)Erinnerungen, springt es mit "Ende gut, alles gut" auch schon in spätere Zeiten, die da bedeuten, dass es weniger melodisch und hymnisch zur Sache geht, sondern eher schwer verdaulich. Und so geht es zwei Scheiben lang, die da insgesamt 43 Titel und 132 Minuten lang munter in 35 Jahren hin und her springen zwischen Renft (66-75), Cäsar Trio (94-99), Karussell (76-83), Cäsar & Band (91-94), Cäsars Rockband (83-86) und Cäsar und den Spielern (seit 99). Ein Wechselbad der Gefühle und Stile zwischen schwer Gerocktem, schwermütig Gebluestem, schwer zu verstehendem Geknuspeltem, schwerfällich Gepolktem und leicht Gefolktem. Dass Cäsar einst in Musikerkreisen als "bester Rockgitarrist der DDR" galt, würde man hier nicht unbedingt vermuten; nicht umsonst hat er sich einen "Konkurrenten" in die Band geholt; es geht ihm nicht um Schnelligkeit, sondern um Inhalte und eigenes Immer-weiter-wandern. Das war wohl schon immer so, er war nie ein Bequemer, der sich mit acht Takten Vierundsechzigstelläufen und Rockgepose begnügte, und das hört man auch bei dieser Rückschau: Da mussten natürlich auch das Liebeslied, der Apfeltraum, der Baggerführer Willi und das Gänselieschen dabei sein, und auch Mc Donald pennt entspannt unterm Gelben Mond. Und wer hätte das gedacht, auch Herr Große, Volkmar, seines Zeichens Bassist, hat ein paar Lieder geschrieben und kommt zu Wort. An ihren Instrumenten kommen des Weiteren ausgiebig zu Wort: Jürgen Schötz - Schlagzeug, Gesang; Conny Plänitz - Geige, Sax, Mantriola (muss so eine Art Mandoline mit unendlich vielen Saiten sein), Gesang; Henning Plankl - Sax, Flöte, Keys, Gesang; Mario Ferraro - Gitarre, Gesang; und natürlich Cäsar - Gesang, Gitarre, Blockflöte, und dass man sich das Konzert anhören kann, ohne dass einem die Ohren abfallen, dafür sorgten am Live-Mixer Rolf Flieger und im Ü-Wagen Dietmar Staffe; der nun wieder bewegte schon in seligen Karussell-Zeiten die Hochschiebedrehschalter. So leicht lassen sich Zeiten eben auch wieder nicht überspringen, und manchmal ist das auch gut so. Deshalb darf man am Ende auch wieder zur Rose zurückkehren, und der ganze Saal singt mit und beklatscht am Ende Bach ... oder doch eher Cäsar, der manchmal immer noch nicht so richtig weiß, wie er sich vor lauter Rührung (Aufregung?) auf der Bühne ausdrücken soll, aber das macht ihn eher sympatisch.

Kontakt: ProCon Leipzig, 0341-2118426



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