(Rintintin/Indigo)

Eine Frau im Kokon ist es, die das zarte, pastellzarte Booklet schmückt. Im Inneren vertiefen Ranken und Baumwollflocken am Strauch das Gefühl, Einblick in einen geheimen Vorgang zu haben.
Dann auf der Rückseite, unvermittelt, das Gesicht von Anna Depenbusch.
Wunderschön.
Von sich sagt die Sängerin, dass sie wohl eher eine Jazz- als eine Popsängerin sei. "Ich habe in mich gehorcht und mir einen Überblick über das Durcheinander da drin gemacht." So wurden die deutschen Texte ihrer vorliegenden ersten CD ein Sammelsurium von Liebesliedern, die über Freundschaften, das Verliebt sein, Verlassen und Verlassen werden, Heimat, Natur, berichten.
Klare Gefühle, einfach verpackt.
Ein voreiliger Zuhörer könnte ihre Stimme der von Nena gleichstellen. Wer die persönlichen Hintergründe erforschte, weiß, dass Nenas Ursprung in und um Berlin ist. Annas eigentliches Leben hat sich aber in der Nähe und am Meer abgespielt. Dort, wo man natürlicherweise mehr auf sich gestellt ist und vor Gefühlen nicht fliehen kann.
Von den Sounds hat Anna ihre eigenen Vorstellungen und produziert sie selbst. Sie wurden in ein elektronisches, fast technoides Kleid gesteckt. "Ich war fasziniert von der Kombination meiner Stimme mit synthetischen Loops", bekennt sie.
Es war ihr wichtig, auf ihrer ersten CD mit fünf ihr lange bekannten Jazzmusikern zusammen zu arbeiten. Der Bassist begleitete sie schon bei ihrem ersten Bühnenauftritt. Den tieferen Sinn für diese CD mit vertrauten Musikern zusammenzusein sieht Anna darin, Intimität hörbar zu machen. "Ins Gesicht" wird zweifellos aus diesem Grund den Weg ins Ohr und Herz der von ihr bevorzugten Zuhörerschaft finden.
"Wir haben uns in einem Tonstudio im Wald eingerichtet, alle Computer ausgeschaltet und alles zusammen in einem Raum auf Bandmaschine aufgenommen. Ganz klassisch, so wie vor 30 Jahren. Dieser Weg ist einzigartig und sehr musikalisch.
Meinen Gesang habe ich dann alleine bei mir Zu hause aufgenommen, am liebsten unter der Bettdecke. Ich wollte für mich sein um mich wieder an all die Situationen zu erinnern in denen meine Lieder entstanden sind. Die Frau schlüpfend aus dem Kokon ist das passende Symbol für den Weg den ich gegangen bin. Die Isolation, die Entwicklung und das 'auf die Welt kommen', mit einem Album", verrät Anna.
Mir persönlich gefällt die CD, weil es Anna mit ihren Songs gelungen ist Ehrlichkeit und Intimität auszudrücken - und das, so wird vielfach behauptet, ist in deutscher Sprache schwer.
Der Sängerin scheinen Unkenrufe, dass so viel Ehrlichkeit zu persönlich sei und angreifbar mache, egal zu sein.
Die Lieder machen das Gefühl hörbar, welches vom Trubel der Alltagslast übrig bleibt, wenn zwei Menschen ganz intim alleine sind.
Wie Holz oder Nudeln mit Tomatensauce, wie Handschuhe, die man im Winter doch noch in der Tasche findet, wenn man sich sicher war sie vergessen zu haben, beschreibt Anna das Hörgefühl für alle Menschen die taub sind.
Anna Depenbusch wurde am 17. Oktober 1977 in Hamburg geboren. Mit kaum 10 Jahren stand sie zum ersten Mal auf der Bühne und vertrat ihren älteren Bruder, der mit Masern im Bett bleiben musste. Von da an war ihr klar: "Ich habe mich nie entschieden Musikerin zu werden. Die Musik hat mich ausgesucht."
Anna sammelte Lebenserfahrungen
· als Gemüselasterfahrerin auf dem Deich
· als Haus-Sängerin auf der Reeperbahn
· als Preisträgerin des Hamburger Kulturpreises "Musikerinnen 2000"
· als Studentin für Jazzgesang in Berlin, an der HfM "Hanns Eisler"
· als Background-Sängerin verschiedener Bands im Gladiatorenzirkus von "Top of the Pops", "The Dome" und dem "Grand Prix".
· als Schauspielerin am Schauspielhaus Hannover
· als Produzentin und Komponistin für Theatermusik am Thalia Theater Hamburg
· als Remixerin für Elektromusik und Soundeffekte
Vielleicht haben Sie Annas Arbeit schon kennen gelernt und wissen es nicht, denn sie arbeitete unter anderen Namen an verschiedenen Projekten mit. 2001 stieg sie aus allen Bands aus. Sie begab sich musikalisch auf der Suche. Jetzt weiß sie, was sie will.
Kontakt: www.anna-musik.de

Tracklist:
01 Engel
02 Tango
03 Heimat
04 ins Gesicht
05 Strandgut
06 Ausflug
07 nimm mich zurück
08 Irrlicht
09 so laut
10 Streichholz
11 Leinen los
12 Schlaflied

© by CrossOver