www.Crossover-agm.de EDDIE LEE ALBRIGHT: U.S.W.O.T. Surge
von ta

EDDIE LEE ALBRIGHT: U.S.W.O.T. Surge   (Cardinal Records)

Meine Güte, wo fange ich an?
1. Die Produktion dieses Albums ist ein Graus für die Ohren. Die Stimme von Albright ist übersteuert, der Drumcomputer beißt einfach nur in den Ohren, besonders das Ride-Becken. Die Gitarren sind stark verzerrt und nerven oft mit einem Faser-Effekt, der es schwer macht, das Riff zu erkennen.
2. Albrights Musik ist weitestgehend schlecht. Eine gnadenlose Mischpoke aus Southern bzw. Blues Rock und traditionellem Hardrock, die ruhiger wird, je weiter das Album fortschreitet, dazu gleich. Einen künstlichen Versuch der Aufwertung stellt die Programmierung des Drumcomputers dar, die vergleichsweise komplex und breaklastig für diesen Stil ausgefallen ist, manchmal wurde auch einfach nur eine Sechzehntel aus dem Takt gekürzt. Wäre der Schlagzeuger echt, müsste man unweigerlich an einen Verspieler denken, aber das hier ist Absicht. Die rhythmische Komplexität wiederum will aber nicht zum Rest der Musik passen und artet mancherorts in pures Chaos aus, höre beispielsweise "Crankenstein" oder "Something Heavy This Way Comes". Ein weiterer Versuch der Aufwertung findet mit allerlei Effekten statt, die willkürlich auf Gesang und/oder Gitarre gelegt werden, höre etwa "Once Upon A War". Erträglich ist Albright lediglich in seinen ruhig-bluesigen Momenten. Ist ein solcher Moment endlich einmal erreicht, nämlich an fünfter Stelle mit "A Semblance Of Platitude", wird er aber gleich durch Samples und verzerrtes Geschrei zunichte gemacht. Exakt dasselbe Spiel wiederholt sich bei "Skyscrapers", das mit hohen Screams aufwartet, die bei jeder vernünftigen Band als Parodie verwurstet worden wären, hier aber echte Emotionen ausdrücken sollen - zumindest weist nichts auf das Gegenteil hin. Der erste hörbare Track besetzt Ziffer 7, nennt sich "The Splain - A Moment Of Clarity" und ist ein Intermezzo ohne Text, mit zärtlicher Sologitarre, in Tradition mittelalter Pink Floyd stehend. Einen gewissen Witz kann ich auch noch im schrägen "U.S. Ultraviolet Blues" erkennen, der streckenweise so disharmonisch ist, dass er tatsächlich nur noch schwer ernst gemeint sein kann. Das Abschlussdoppel, besonders "I'm Seeing Crosses", ist dann allerdings wieder nahezu unkonsumierbar, spätestens, wenn der Mann zu seinen heillos übersteuerten Screams ansetzt. Aus wohlgesonnener Sicht nenne ich das ganze Theater mal "progressiv", aber strenggenommen ist es einfach Murks und schlechte Musik.
3. "U.S.W.O.T. Surge" steht für "US War On Terror Surge" und ist als Reaktion auf den 2007er Ruf George W. Bushs nach weiteren Truppen [troop surge] in Bagdad und Al-Anbar konzipiert. Besungen werden die amerikanischen Soldaten im Irak und überall sonst auf der Welt, die bis heute zu Tausenden in einem auf gefälschten Beweisen beruhenden Krieg verheizt werden - für Albright die Verkörperer schlechthin des "American Spirit, the voice of freedom in the world". Objektivität hin oder her, dieses Konzept ist der finale Genickschuss für dieses Album, zumindest solange ich es vorgelegt bekomme. Da die ganze Soße auch nicht nach drei Minuten schon wieder vorbei ist, sondern fast 33 Minuten braucht, bis sie verkocht ist, bleiben mir nur Kopfschütteln, der Griff zur Aspirinpackung und endlich ein heilendes Betätigen der "Eject"-Taste. Himmlische Ruhe hernach.
Kontakt: www.eddieleealbright.com, http://cdbaby.com/cd/ela3

Tracklist:
1. U.S.W.O.T.
2. Crankenstein
3. Lights
4. Something Heavy This Way Comes
5. A Semblance Of Platitude
6. Skyscrapers
7. The Splain - A Moment Of Clarity
8. U.A. Ultraviolet Blues
9. Once Upon A War
10. I'm Seeing Crosses



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