(Ascendance Records)

Ich liste mal ein paar der Stile auf, die auf diesem Album zitiert werden: Oper, Chanson, Death Metal, Trip Hop/Ambient, Funk, Lounge, Prog Rock/Metal, Reggae, Jazz, Weltmusik.
Frage: Kann das was werden?
Antwort: Eigentlich ja nicht und im Falle Akphaezya auch nicht.
Ich verteile die o.g. Stile jetzt etwas: Sängerin Nehl Aelin singt mal Oper, mal Chanson, mal Musical. Mit "Beyond The Sky" hat sich sogar eine komplette Singer/Songwriter-Ballade eingeschlichen, die richtig schön ist, ohne dabei im Mindesten kitschig rüberzukommen, was besonders an den lautmalerischen "Humshaleia"-Passagen liegen dürfte, die irgendwie afrikanisch klingen. Die afrikanischen Einflüsse kommen auch in Gesang und Percussions aus "Trance: H.L. 4" wieder zum Vorschein. Aber weiter beim Verteilungsverfahren: Wenn Aelin gerade nicht singt, was selten passiert, brüllt und kreischt einer der Co-Musiker herum. In diesen Momenten ballert Schlagzeuger Loie Moussaoui auch gelegentlich eine Handvoll Blastbeats raus und man meint, einer Vermengung von Death und Gothic Metal zu lauschen. "Chrysalis", "Reflections" und "The Golden Vortex Of Kaltaz" bieten solche Momente feil. Funk hört man in der formidablen Bassarbeit von Stephane Beguier ständig raus und der ganze genannte Stilrest verteilt sich so wenig festgelegt über Passagen des ganzen Albums, das es sinnlos wäre, einzelne Songs zu nennen.
Das ist denn auch das Grundproblem dieses Albums: Es ist die meiste Zeit unmöglich, in Songs zu denken, man muss zwangsläufig in Einzelpassagen denken. "Chrysalis", "Khamsin", "Reflections" und "The Bottle Of Lie" sind manchmal streckenweise ("Khamsin", "Reflections", "The Bottle Of Lie"), manchmal durchweg ("Chrysalis") undurchschaubar, strukturlos und wahnsinnig, kurz: Chaos. Zwischen den einzelnen Teilen und der Stimmung, die sie ausstrahlen, besteht kein ersichtlicher Zusammenhang, die Aneinanderreihung scheint völlig willkürlich zu sein. Ein Musical-Teil mündet in einer Lounge-Passage, eine Schmusemelodie folgt wüstem Prog-Gefrickel, auf ein Lounge-Intro wird Death Metal gehämmert, ein Song beginnt mit Barjazz und endet mit Reggae, neben der bekannten Rock/Metal-Besetzung treten auch Klavier, Geige, Sitar, Percussions etc. auf. Das Album folgt, kurz gesagt, nur einer einzigen Devise, nämlich der, so viele unterschiedliche Stile wie möglich auf eine CD zu packen. Folglich unterscheiden sich, wenn sich die Teile innerhalb der Songs mal nicht schon stark unterscheiden, die Ausrichtungen der Songs untereinander so stark, dass es nur der gleichbleibenden Besetzung wegen sinnvoll ist, von ein und derselben Band zu sprechen. Die starken Unterschiede innerhalb der Platte dürften auch den selbstironischen Titel des Albums erklären.
Dass sich bei soviel Mischmasch auch der eine oder andere eingängige Moment eingeschlichen hat, verwundert dann auch nicht mehr, erfreut aber in dem ganzen Hin und Her doch mehr als die nächste Frickelabfahrt. In "Chrysalis", min 4:57ff. hat man ein stimmungsvolles Interlude, die Gesangsmelodie in "Reflections", min 1:19ff. ist wirklich wunderbar und das Tappingsolo aus "The Secret Of Time", min 4:20ff. ist gleichermaßen interessant wie melodiös. Danke dafür.
Dass sämtliche Musiker und auch die Sängerin Könner ihres Fachs sind, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Auch die Produktion ist sehr transparent und lässt jedem Instrument Raum (alles andere wäre hier auch eine Katastrophe). Und musikalische Langweiler sind Akphaezya ja nun auch nicht gerade. Aber all das macht noch keine gute Musik. Dafür fehlt mir irgendwie der Zusammenhang auf jeder Ebene und ich bin beinahe froh, dass Akphaezya die verschiedenen Stile nicht noch gleichzeitig ablaufen lassen. Dennoch könnten Hobbymusiker, Fans von Ephel Duath und Vergleichbarem sowie Durchgeknallte jeglicher Couleur ihre Freude an "Anthology II" (49:39 min) haben.
Kontakt: www.akphaezya.com, www.ascendancerecords.co.uk

Tracklist:
1. Preface
2. Chrysalis
3. BeyondThe Sky
4. Khamsin
5. Reflections
6. Awake
7. The Golden Vortex Of Kaltaz
8. The Secret Of Time
9. Stolen Tears
10. Trance: H.L.4
11. The Bottle Of Lie
 

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