www.Crossover-agm.de AIKAWA NANASE: Crimson
von gl

AIKAWA NANASE: Crimson   (Motorrod / Avex (Japan-Import))

Diese Rezension dürfte definitiv nicht unter "Neues" stehen, die Besprechung soll der Vorstellung einer japanischen Ausnahmekünstlerin dienen: Die damals 21-jährige Aikawa Nanase trat 1996 mit ihrem J-Rock-Debut "Red" in die Öffentlichkeit und konnte gleich sehr großes Aufsehen erregen und Preise erzielen. Ihr 1997er Album "Paradox" schlug dann im Land der aufgehenden Sonne absolut ein, wurde zum "Best Rock Album of the year" vom Japan Gold Disc Award gekürt und verkaufte sich ca. 2 Millionen mal! Als Nachfolger erschien dann diese CD und erneut gibt es keine normalen Fotos der Verwandlungskünstlerin: Präsentierte sie sich im Vorgänger noch als Chamäleon, das (außer den roten Haaren) mit den grauen Wolken zu verschmelzen scheint, sitzt sie jetzt nackt mit Flügeln in einem Käfig! (Der visuelle Aspekt ist ja in Japan nicht nur seit den Visual-Meistern von X-JAPAN sehr wichtig.) Die Bilder im Booklet, darunter eines mit einer Blutspur aus dem Auge und den verlorenen Flügeln lassen irgendwie auf Verletzlichkeit (bzw. noch tiefgreifenderes ...) schließen, genaueres können sicher nur Japanisch Sprechende deuten. (Nanase gibt so gut wie KEINE Interviews!)
Doch nun zur Musik, die sehr schwer zu beschrieben ist, denn sie ist einerseits eingängig und melodiös, andererseits schräg, experimentell und bisweilen avantgardistisch! (Wer kommt schon auf die Idee, den Opener einer Platte so zu benennen: "OOOO?"???) Eine Musik, die in keine Schublade mit "Genre-Einteilung" zu passen scheint, doch wenn Nanase hier in "Nostalgia", einem treibenden Rocksong mit ihrer hellen Stimme erklingt, ist man einfach glücklich und macht sich wenig Gedanken, wie man dies nur umschreiben könnte.
Auch hier wieder das seltsame Phänomen, dass der Text komplett in Japanisch vorgetragen wird, nur ganz zum Schluss dann auf Englisch "Get out from my heart". Dann gibt es wiederum Tracks (z.B. 9), die industriell anmuten mit Bohrgeräuschen und Gefiepse im Hintergrund, das wurde früher als "New Wave" bezeichnet. Dann wiederum melancholische balladeske Klänge und ein jaulender Synthesizer (Track 11) - darüber thront die reine Stimme - wie immer produziert von ihrem Mentor, Tetsuro Oda.
'7se' ('Nana' ist das Kanji für die Zahl 7, daher '7se') hat bis heute über 12 Millionen (!!!) Einheiten absetzen können, da mutet es schon lustig an, wenn sie bei blabbermouth in einem Artikel (als ob unter ferner liefen) als "Japanese singer" bezeichnet wird, weil Marty Friedman mit ihr in Japan 8 Shows spielt.
Damit es hier in Deutschland mehr als die bisher vielleicht 1200 (??) verkauften CDs von ihr werden, sei sie hier erstmals in einem deutschen Webzine vorgestellt und wir tasten uns langsam an die aktuelleren Veröffentlichungen heran ...
Die attraktive kleine Sängerin mit der voluminösen Stimme, die sowohl sanft als auch kraftvoll klingen kann, ist einfach erfrischend anders und wunderbar anzuhören und weckt bei mir persönlich jedes Mal Fernweh nach dem Land, das uns so fremd erscheint, dessen Menschen aber überaus herzlich und hilfsbereit sind.

Tracklist:
1) OOOO?
2) Nostalgia
3) Sayonara wo kikasete
4) Nemurenai yoru
5) Night wave
6) Bad Girls
7) fragile
8) Velvet Moon
9) Tamai nai shunkan
10) Kanojo to watashi no jijou
11) Yasashi irata



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