www.Crossover-agm.de AETERNITAS: La Danse Macabre
von ta

AETERNITAS: La Danse Macabre   (Armageddon Music)

Eine siebenköpfige Band mit vielversprechendem Namen, deren erstes Album bereits als "Requiem" tituliert war, während das zweite mit dem Titel "La Danse Macabre", also Totentanz, noch mal wieder ein Stück nach hinten geht, wenn auch nicht minder düster konnotiert - alles banale Umstände, die das Genre Gothic Metal in gewissem Sinne nahelegen, ohne dass der erste Ton des Albums erklungen ist. Nun ist das ein Phänomen nicht nur dieses Metal-Genres (Black Metal etwa ist am Schriftzug, Power und Death Metal am Bandnamen, Prog oft am Cover erkennbar), aber Aeternitas gehen in jeder Hinsicht noch ein Stück weiter: "La Danse Macabre" ist ein Konzeptalbum zu eben jenem Phänomen, das der Titel beschreibt, passend zum mittelalterlichen Ursprung der Thematik wird sich häufig der lateinischen Sprache (im "Chorherr" kurz sogar des Italienischen) bedient und musikalisch geht es entsprechend düster, wenn auch stets vorantreibend zu, von der gängigen Mann/Frau-Besetzung des Gesangs ganz zu schweigen. Das soll nicht eine Aburteilung von Seiten des Rezensenten sein, relativiert aber vielleicht ein wenig den hohen Anspruch, mit dem die Band sich selbst vorstellt/per Marketingfirma vorstellen lässt:
Konzeptuell: Erst hier beginnt die angemessene Auseinandersetzung mit dem Thema "Tod".
Rein musikalisch: Klassik meets Metal.
Beides muss wohl ein wenig differenzierter betrachtet werden. Die Auseinandersetzung mit dem Thema "Totentanz", also dem Tanz, zu dem man selber nur zu selten der Auffordernde ist, wird in einer Art opernhaftem Gewand vorgetragen. Pro Lied/Totentanz wird gesanglich ein Charakter verkörpert (sicher auch musikalisch, aber das sind wohl mindestens manchmal etwas willkürliche Entscheidungen, der recht einfache "Papst" etwa könnte genausogut getragen-geistlich daherkommen, macht hier aber einen forsch-hinterhältigen Eindruck), passenderweise ist im jeweiligen Stück auch jenes Geschlecht zu hören, welches im Titel auftaucht (so dass sich das Gesangsverteilungsverhältnis grob schon an den Titeln ablesen lässt) und sogar ein kleiner Bub krächzt sich mit schwacher Stimme durch "Mutter und Kind", übrigens anhand eines Melodieleitthemas, das sich durch das ganze Album zieht. Die lateinische Sprache, der mittelalterliche Feudalismus, der schon aus den Titeln sprüht und tendenzielle Sprünge in sprachliche Vorstufen unseres Hochdeutsch tragen dem Umstand Rechnung, dass hier ein altes Thema angeschlagen wird, sind aber natürlich nicht per se Authentizitätsgaranten, besonders, weil eine musikalische Anpassung in die gleiche Richtung nicht im geringsten stattgefunden hat. Womit wir beim zweiten Punkt wären. Es ist natürlich legitim, gewisse klassische Anleihen schon aufgrund des Frauengesangs zu vermuten. Tatsächlich ist, wenn mich nicht alles täuscht, am Ende von "Edelmann und Edelfrau" sogar mit - nicht ganz sauber intonierten - Koloraturen gearbeitet worden, die opulenten Chöre mit ihrer vertrackten Harmonik ("Kaiserin und Kaiser") tragen ihr weiteres Scherflein dazu bei, dass ein "klassischer" Eindruck entsteht, von der wirklichen Verschmelzung zweier Welten würde ich aber allenfalls im etwas komplexeren, von der musikalisch-textlichen Symbiose kongenialen, mit sinfonieartigen Aufgängen ausstaffierten "Chorherr" sprechen. Die Keyboards, die natürlich gerne klassische Instrumente, manchmal halbe Kammerorchester imitieren (eine Tendenz, die sich zu Ende der Platte noch zu häufen scheint, besonders augenfällig dann in "Mutter und Kind"), bewegen sich jedoch bereits in herkömmlichem, manchmal schon etwas zu breitgetretenem, plakativ-verflachendem Rahmen, bieten ein nettes Arsenal von Soundeinstellungen, die von Industrial-Gefiepse bis liebreizendes Piano reichen, aber allein die eingängigen Melodien fügen sich nahtlos ins Gothic-Gewand, das ergänzt wird um etwas stumpfe, rhythmische Gitarren quasi als Grundtonlieferanten und pumpende Drums, bei denen ich den Drumcomputer nie und nimmer herausgehört hätte, falls es einer ist, was ich immer noch garnicht so recht glauben kann. (Ein Schlagzeuger ist aber nicht als Mitglied der Band aufgeführt.) Das erinnert manchmal sehr an Rammstein ("Krüppel", "Jurist"), bietet aber besonders dem Gesang viel Entfaltungsraum. Höhepunkte bilden dabei für mich der "Jurist" mit dem Wechsel aus forschen Strophen und wirklich trübsinnigem Refrain und gleich daran anschließend die "Nonne" mit ihren wunderbar schwebenden Melodien, die ein wenig Theatre Of Tragedy zu "Aègis"-Zeiten heraufbeschwören. Die wenigen Black Metal-Versatzstücke im ansonsten sehr klaren und souveränen, mittellagigen Gesang von Alexander Hunzinger, der den Mammutteil des Albums mit seiner Stimme füllt und einige nicht ganz einfach nachvollziehbare Melodien wunderbar an den Hörer trägt, lockern alles ein wenig auf (wobei die Blastbeats zum verflüsterten Gekreische im "Papst" dann doch aufgesetzt wirken), sind aber m. E. nicht (mehr) wesentlicher Bestandteil von dem, was Aeternitas ausmacht. Das ist im Wesentlichen opulenter und mit ausladendem Gestus vorgetragener EBM-Gothic Metal. Die Mühe aber, die man sich um das ganze Konzept gemacht hat, scheint mir im Ganzen einfach etwas zuviel des Guten bzw. Bösen, weil ich generell bezweifeln würde, dass den Hörer etwas erreicht, wenn die Auseinandersetzung mit dem Thema "Tod", auf welches das Sujet "Totentanz" ja letztlich verweisen soll, auf dieser etwas tragischen Ebene - Oh, der ewige "Gleichmacher"! - stattfindet (die Prolog/Epilog-artige Geschlossenheit des Albums durch die Titel "Der erste Prediger" am Anfang und "Der zweite Prediger" am Ende evoziert sogar eine wenigstens ansatzweise klassisch-dramatische Struktur des Ganzen), oder, um es etwas harscher zu formulieren: Hier werden doch vorhandene Denkmuster, besonders das Wehrlos-dem-Schnitter-ausgeliefert-Sein nur auf stilisierter Ebene bestätigt, sofern der Hörer und Leser der Texte die Distanz zum Mittelalter überbrückt hat (wofür die Band ja durch das Aufwarten mit postmoderner Musik einen Weg bietet). Reichen da die Möglichkeiten nicht weiter? Ansonsten ist das hier schon ganz ordentlich. Nur: Warum sind auf der Rückseite meines CD-Slide-Case 13 Titel angegeben, wo die CD doch 14 beinhaltet?
Kontakt: Armageddon Music GmbH, Lobuschstraße 16, D-22765 Hamburg oder www.armageddon-music.com bzw. www.serpina-records.de

Tracklist:
1. Der erste Prediger
2. Kaiser und Kaiserin
3. Krüppel
4. Edelmann und Edelfrau
5. Jurist
6. Nonne
7. Kardinal
8. Papst
9. Abt
10. König
11. Chorherr
12. Mutter und Kind
13. (+14.) Der zweite Prediger



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