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von ta

A.O.K.: Kinderlieder frei ab 18   (Locomotive Music)

"A.O.K. is back!" droht das Promo-Blatt ganz zu Recht, denn was hier geboten wird, ist leider nicht mehr als ein schlechter Witz. Denn ein Witz soll "Kinderlieder frei ab 18" durchaus sein. Schließlich werden Klassiker des Metal parodiert, werden diverse verhasste Musikstile durch den Kakao gezogen, werden spaßige Schüttelreime auf Schlagerniveau über den Hörer ausgeschüttet, wurden Punkrockriffs und Punkrockschlagzeug und Metalriffs und Metalschlagzeug und Schlagerrhythmen und Schlagergesang und was weiß ich noch weiter auf Platte gepresst, und das nicht immer mit dem Ernst der musikalischen Selbstüberzeugung, sondern dem Humor des Karikaturisten, der Charakteristika übertrieben hervorhebt (z.B. hier: "Der Knüppel aus dem Sack 2003" und "Scream bloody Tor 2003" als Death Metal-Parodien). Schlecht aber ist der Witz, weil es ein a) viel zu oft gehörter, b) ohne Pointenreichtum vermittelter, c) gedanklich und verbal niveauloser und d) musikalisch reichlich uninteressant vorgetragener Scherz ist. Klar, mit Schlager und Rap kann auch ich nicht viel anfangen. Wenn die erste allgemeine Erheiterung über "Volxmusik fürn Arsch" und "R.E.T. (Rappt euch tot)" aber einer bloßen Ernüchterung weicht, weil die Texte nichts anderes vermitteln als ihre Titel (also Meckerei ohne Begründung) und wenn in "Mir scheint die Sonne aus dem Arsch" gleich zweimal Karat fehlzitiert werden müssen, damit auch der Dümmste die Anspielung bemerkt, kann von kauzigem Spaß keine Rede sein, sondern nur von prolligem Gehabe. Hier darf der Proll noch Proll sein. Dann kann er sogar über einen Witz lachen, der gleich viermal wiederholt wird, etwa der von der harmlosen Märchen-/Sagen-/Kinderzimmerfigur, die ein furchtbares Gemetzel veranstaltet ("Gartenzwerg des Todes", "Butzemannslayer", "Brutalo Kasper"), was von ihr genauso erwartet wird wie in einem Fußballspiel im Verlauf ("Scream bloody Tor 2003"). Andersrum freilich funktioniert der selbe Witz auch und dabei funktioniert er sogar wirklich, weil "Brombeerhagel" zumindest Sodom-Fans mit seinem Antagonismus von Musik und Text erheitern dürfte. Bei Sex- und Onaniephantasien der Marke "Marilyn Männchen" ("Ein Männlein spannt im Walde/Ganz still und stumm"), "Fasching in Hanau" ("Du kommste nach Haus und stinkst nach Fisch/Du bumst die Alte aufm Tisch/Helau Helau Helau Helau Helau") oder "Keiner lacht ohne Hoden" ("Hab ich die Zeche mal wieder geprellt/Der Wirt mir meine Eier gepellt") bleibt aber nur noch ein gequältes Lächeln für schon tausendfach witziger vermittelten Tabubruch übrig. Natürlich: Slayer, Sodom, Death und Patrick Lindner als musikalische Inspirationsgeber und J.B.O., Knorkator und Die Ärzte als geistige Brüder des Vaters Humorunterhaltung im Rock-/Punk-/Metalgewand mögen stolz sein, auch ihren Beitrag zu "Kinderlieder frei ab 18" geleistet zu haben. Weil aber "Kinderlieder frei ab 18" musikalisch und textlich seinen Unterhaltungsfaktor ausschließlich auf einen einzigen Hördurchlauf konzentriert und ansonsten aufgrund textlichen Nonsens und musikalischer Dürre (die Cover-Sequenzen kennt man schon, die eigenen Songs sind - wenn auch tight vorgetragen und gut produziert - überaus biedere Punk-Trash-Kost) nur nervt, prollt und langweilt, kann hier nur die Rede von einem überflüssigen Musikprodukt sein. Danke auch. Kontakt: Locomotive Music, P.O. Box 116094, 28080 Madrid (Spain), www.locomotivemusic.com.

Tracklist:
1./2. Gartenzwerg des Todes/Adelbert
3. Butzemannslayer
4. Der Knüppel aus dem Sack 2003
5. Superstars
6. Geht der Peter Nüsse schütteln
7. The small Bitchbox
8. Volxmusik fürn Arsch
9. Scream bloody Tor2003
10. Wischmob
11. Brutalo Kasper
12. SM Hänschen
13. Marilyn Männchen
14. Brombeerhagel 2003
15. R.E.T.
16. Fasching in Hanau (2000x schneller!)
17. Keiner lacht ohne Hoden
18. Fünf gegen Einen
19. Mir scheint die Sonne aus dem Arsch



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