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Volkmar Weber: Was nun Gott?
von rls anno 1999

Volkmar Weber: Was nun Gott?

Als "pseudophilosophischen Roman" bezeichnet der Autor selbst diese 124 Seiten, und das kann man durchaus so stehenlassen. Die Handlung ist dabei anfangs wenig originell, denn ein Mord in Detroit hat in Amerika ungefähr den Stellenwert, den man hierzulande der Tatsache beimessen würde, daß ich heute mittag eine Blattlauskolonie an einer meiner Habranthuspflanzen zerdrückt habe. Das Interesse beschränkt sich also zunächst auf die philosophisch angehauchten Kommentare, die mal in nachvollziehbarer, mal in leicht wirrer Manier mit einem oder mehreren Protagonisten der eigentlichen Handlung zusammenhängen, zwecks leichterer Identifizierbarkeit dankenswerterweise kursiv gedruckt wurden (es gibt übrigens noch eine weitere Art von Kommentaren, die man in Kapitälchen gedruckt vorfindet) und Antworten auf so essentielle Fragen wie "Wozu dient ein 3D-Negativscanner mit positivem Anti-Neutronenkoppler?", "Wie nehme ich mit Hilfe des negativen Halls meine eigenen CDs auf?", "Warum versaut ein Angriff weiblicher Antimaterie einem eingeschlechtig männlichen Planeten das Weihnachtsfest?" oder "Warum hat Gott Interesse an Grammatik?" geben. Die Handlung wird allerdings schnell genauso, ähem, abgefahren, wie es die angeführten Fragestellungen vermuten lassen, und der Doppelschluß hat gar höchsten Kultcharakter. Daß sich der Autor (bekannt und streckenweise beliebt übrigens als Bassist der reichlich nonkonformen Band Die Apokalyptischen Reiter sowie unter dem Pseudonym Sindri vom Cothurnus-Magazin, welches ebenso wie das vorliegende Buch nicht gerade als Massenlektüre geeignet ist) einer reichlich bebilderten Sprache befleißigt, erscheint ebenso erforderlich wie logisch, und man sollte auch nicht das grinsende Gesicht außer acht lassen, mit dem viele Passagen geschrieben worden sein müssen (humorlose Fundamentalleser dürften spätestens nach den reichlich zwei Seiten über das Wesen Gottes genügend Gründe haben, über ein 100-Seelen-Dorf in der Nähe von Apolda die Fatwa zu verhängen). Folgender Satz unterstreicht den anarchistischen Humor Webers wohl am deutlichsten: "Daß Gott grausam und unbarmherzig ist, dies bezeugt allein die Tatsache, daß er es zuläßt, daß sich die Menschen freuen, den Seeweg nach Amerika gefunden zu haben, aber niemand die Trauer derer versteht, die seit Jahrhunderten den Seeweg nach Ulan Bator suchen." Indes muß ich dem Autor hier widersprechen, denn die Tatsache, daß ein mongolisches Atom-U-Boot im Winter 1980 den Inn bei Innsbruck befuhr und beobachtete, daß der schwedische Leichtathlet Per Anhalter den Hahnekamm-Lauf nur deswegen gewann, weil er unterwegs mit dem alpinen Skirennläufer Willy Bogner kollidierte, der ihn dann bis ins Ziel hinter sich herschleifte, läßt nur den Schluß zu, daß der Seeweg nach Ulan Bator schon entdeckt sein muß.
Hier und da ist Weber aber auch völlig ernstzunehmen, und manche Passagen laden den Leser durchaus dazu ein, über sein eigenes Leben nachzudenken, so daß das Buch über den bloßen Unterhaltungs- auch einen ideellen Wert besitzt (als Bibel ist es natürlich nicht zu gebrauchen). Für mich war's eine hübsche Badewannenlektüre (wenn auch ohne entspannende Wirkung), die lediglich durch die allzugroße Zahl von Tippfehlern getrübt wird (besonders stark betroffen sind die ersten vier Kapitel, danach geht's einigermaßen). Der Direktbesteller erhält dieses Buch gegen Einsendung eines Zehnmarkscheines sowie Briefmarken im Gesamtwert von 3 DM für P&V, und zwar gehen die Orders an den Intergalactica-Verlag, Postfach 36, 99502 Apolda.

Volkmar Weber: Was nun Gott? Apolda: Intergalactica-Verlag 1999. 124 Seiten. DM 12,90
 






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