Ein zaghafter Blick durch ein vergittertes Fabrikfenster von unten auf einige glatt und gläsern anmutende, in den dunstigen Himmel ragende Hochhausfassaden, zentriert der Schatten eines Kreuzes. So präsentiert sich das in blauen Tönen gehaltene Titelbild des Taschenbuches von Karl W. ter Horst. Interessiert schlägt der nach Lektüre Suchende das Buch auf und wird vom augenschonenden Großdruck angenehm überrascht.
"Die Angst, die ihn auf dem Flug von Amsterdam nach New York überfiel, war unberechenbar ..."
liest man und gelangt immer weiter lesend in den Sog der weiteren Buchstaben, Silben und Sätze, gerät mit Johann de Buer in einen Terroralptraum, fährt mit ihm von Sicherheitskräften geleitet in ein CIA-Gebäude, wird Zeuge vom unverfrorenen Lügengespinstes der Agenten, gerät mit dem Gefangenen ins Schwitzen, bangt, wie und ob dieser sich wohl aus der Situation befreit. Noch weiß man nicht, zu welcher Gattung Mensch Johann gehört.
Der Autor erzählt im Roman die Geschichte des evangelischen Pfarrers Johann de Buer, der auf dem Flug nach Chicago während einer Zwischenlandung in New York von der CIA festgenommen und verhört wird.
Vordergründiger Anlass ist, dass de Buer Soldaten im Irak-Einsatz öffentlich zum Desertieren aufgerufen hat. Während seiner Vernehmung durch den CIA-Mann "Scotty" wird sein Leben aufgerollt. Man macht ihm Vorhaltungen über seine politische Einstellung. Dabei erkennt de Buer, dass er bereits seit langem von amerikanischen und deutschen Geheimdiensten beobachtet und abgehört wird. Im Verlauf der Verhöre und Gespräche und der Inhaftierung im Kellerverlies eines Hochhauses in Manhattan gerät Johann de Buer nicht nur an die Grenzen seiner psychischen Belastbarkeit.
"Was wäre, wenn der Roman keine Fiktion, sondern der vorsichtige Versuch einer Warnung an die Leute ist, die sich allzu eifrig und unbesorgt in persönliche Gefahr begeben?", fragt sich mancher Lesende.
Unberührt lässt das Buch wohl keinen Leser. Für den einen ist es ein spannender Krimi mit Heimatbezug, andere lassen sich zusätzlich von der politischen Brisanz des Romans packen.
Ein autobiografischer Hintergrund ist für den, der vom Autor, Pastor Karl ter Horst und seinem Aufruf an amerikanische Soldaten gehört hat, nicht von der Hand zu weisen.
Wer das Buch im Zug oder in der Wartehalle am Flughafen liest, dem könnte es wohl passieren, dass er sein ursprüngliches Vorhaben vergisst und die spannungsreiche Lektüre nicht eher aus der Hand legen kann, bis die letzte Seite gelesen wurde.
Direkter Mord und Totschlag sind es nicht, die den Roman so spannend machen, eher die Diskrepanz zwischen der vordergründigen Handlung und der Metastory, die die bodenständigen Infos liefert. Beide ergänzen sich, machen die Personen lebendig und rütteln auf.
"Da habe ich ja nicht dran gedacht", wird sich mancher Sympathisant sagen, der sich gutwillig in die Belange des amerikanischen Militärs einmischte. Ja, im Roman liest sich das so anregend, wenn der Held stückchenweise im Verhör demontiert wird, Wer zahlt ihm die Nerven, die schlaflosen Nächte anschließend daheim, wo er noch nicht einmal mit seiner Standhaftigkeit glänzen kann?
Nachdenklich macht es, das kleine blaue Buch. Denkanstöße gibt es und es zeigt gelebtes Christentum auf, gepaart mit einem Mut der Friedensaktivisten, der fast schon an Wahnsinn grenzt.
Lesungstermine 2006:
Nordhorn, Kloster Frenswegen am 3.7. 20 Uhr;
Schüttorf, Ev.-ref. Gemeindehaus am 6.7. 20 Uhr
Der Autor:
Dr. Karl W. ter Horst ist Pfarrer der Evangelisch-reformierten Kirche und Psychotherapeut. Seit 1974 ist er als Universitätsdozent für Pädagogik und Psychologie tätig. Seine Pfarrgemeinde ist Schüttorf, nahe der holländischen Grenze. Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein letztes Buch "Die neun Quellen des Glücks" ist im Publik-Forum-Verlag erschienen.

Manhattan. In der Gewalt der Geheimdienste, von Karl W. ter Horst ist ein Roman. Er hat 123 Seiten, ist in Großschrift geschrieben und im Vianova Verlag, in der Edition Spirituelle Romane erschienen. Unter der ISBN 3-86616-013-5 ist er in jeder Buchhandlung erhältlich.

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