|
Gabriele Klein: electronic vibration
von *tf anno 1999
Techno als Essenz einer sich
rasant ändernden Welt, Raven als Antwort auf kulturelle Paradigmenwechsel,
Körper als Sozialisationstransformatoren.
Auf exakt 300 Seiten deutet
Klein das nicht-nur-musikalische Phänomen Techno in soziologischer
Perspektive, vorrangig mit Habermasscher Diskursbrille. Verschiedene Kriegsschauplätze
sind Ausgangs- und Kreuzungspunkte: Hoch- und Trivialkultur, Manipulation
und Individualismus, Geschmack und Kreativität, Moderne und Postmoderne,
Ästhetik und Banalität.
In interessanten Konstellationen
finden sich die Feldherrn dieser Theorienkriege in diesem Buch wieder:
Adorno, Eisler, Bordieu, Eco, Marcuse und Marx. Viele Namen, viele Gedanken.
Klein bemüht sich um Zusammenschau, um Destillation theoretischer
Fixpunkte und eigene Interpretationen. So überzeugend dies über
weite Strecken gelingt, so irritierend sind gelegentliche Wiederholungen
gleichen Sachverhalts in anderen Worten, so inkonsequent ihr beharrliches
Festhalten am Deutungsrahmen Techno. Denn dass Techno andere Jugendkulturen
abgelöst hat, ist eine empirisch nicht haltbare Annahme, die von Klein
vorgelegten Zahlen täuschen darüber nicht hinweg. Im übrigen
läßt selbst die von Klein aufgestellte These der strategischen
Mehrdimensionalität eine Beerbung jugendlicher Subkultur durch Techno
nicht zu.
Vom Ansatz her ist das Buch
völlig überzeugend, von der Durchführung her weniger.
Ein spannender Versuch von
Kulturtheorie allemal und allen Kopfaktiven, die dem von Klein beschriebenen
Trend der Wissensvermittlung durch Bilder statt Schrift noch nicht verfallen
sind, zu empfehlen.
Gabriele Klein: electronic
vibration, Rogner & Bernhard, 1999, erhältlich bei Zweitausendeins, ISBN 3-8077-0190-7
© by CrossOver
|
|
|