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Journal der Jugendkulturen #3
von *tf anno 2001

Journal der Jugendkulturen #3

Ursprünglich für Oktober 2000 angekündigt, fand erst Ende November die aktuelle Ausgabe des Journals, welches vom Archiv der Jugendkulturen in Berlin herausgegeben wird, den Weg zu seinen Lesern, so auch uns. Die Probleme, die dies verursachten, kommen mir leidlich bekannt vor. So ist in erster Linie die ständig wackelige Finanzierung des Heftes ein arges, jedoch lösbares Problem. Unverständlich, dass die zuständigen Behörden die fraglos wichtige und einzigartige Institution Archiv der Jugendkulturen nicht angemessen unterstützen. Dies vorweg, nun zum eigentlichen Heft. Wieder fällt zunächst die Vielfalt der behandelten Themen ins Auge. Von der Aktion „reclaim the streets“, welche es sich zur Aufgabe gemacht hat, zumindest temporär Straßen wieder zu allgemein zugänglichen öffentlichen Räumen zu verwandeln über eine Reportage anlässlich des alljährlich in Gotha stattfindenden Freakstocks (CrossOver-Leser dürften wissen, was darunter zu verstehen ist) hin zu einem informativen Hintergrundbericht über Jugendkulturen in Lateinamerika, speziell Kolumbien und Mexiko und schlußendlich einem hervorragend geschriebenen Artikel „Der Rechtsextremismus und das Sommerloch“. Ergänzend dazu gibt es wie gewohnt kürzere Essays, diesmal über den Fußballclub „Roter Stern Leipzig“, der durch seine Aktivitäten linkem Fussballauditorium eine Nische in der eher rechtslastigen Fussballszene sichert, eine Kurzvorstellung der Slam Poetry Gesellschaft deutscher Coleur und eine Kurzübersicht über in Deutschland ansässige Vereine, die für und mit Strassenkindern arbeiten. Wem das noch nicht genug ist, findet Lesefutter in einer großen Menge von Buchrezensionen (TSS, Freygang, Gothics, Diedrichsens CD-Reviews der letzten 10 Jahre uvm). Der für mich sicher spannendste Artikel war der über das Freakstock der Jesus Freaks. Obwohl ich den Autoren darin nicht zustimmen kann, dass es sich um eine Jugendkultur handelt, ist das auch der einzige Einwand. Der Bericht ist flüssig und sachlich bis freundlich geschrieben. Er vermittelt eine, nun ja mir nicht gänzlich neue, dennoch durchweg lesenswerte Sichtweise über ein Großereignis, welches dem oft gehörten Vorurteil, rockige bis sehr rockige Klänge und christliches Bekenntnis seien nicht zu vereinende Phänomene, kräftig eins auf den Deckel gibt. Die ebenfalls im Journal zu findenden Statements einzelner Gesichter der Freakstockgemeinde geben Aufschluss über je persönliche Melangen von Musikvorlieben und Glaubensinhalten. Was mich am meisten erfreute: Hier finden sich lesenswerte Zeugnisse lebendiger Frömmigkeit junger Menschen. Und das im offiziellen Organ des Archivs ... Hoffnungsvoll unterwandert der ganze Haufen. Aber das wundert mich ob der bisher festgestellten Offenheit des Journals der Jugendkulturen zu allen Strömungen jugendlicher Kulturbetätigung nicht!

Journal der Jugendkulturen #3, ISSN 1439-4324, 15 DM, erhältlich beim Archiv der Jugendkulturen, Fidicinstr. 3, 10965 Berlin, Tel. 030-6942934, www.jugendkulturen.de
 
 



 



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