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Winfried Dalferth: Christliche Popularmusik als publizistisches Phänomen
von Bruno Tetzner anno 2000
Endlich ist es da, das Buch
zur christlichen Popmusik. Und was für eins. Umfassend, wissenschaftlich
fundiert und praxisnah.
Wie man auch die über
500 Seiten angeht, stets wird man nach gründlicher Information einbezogen
in Reflexionen und Perspektiven. Kaum ist z.B. auf der dritten Seite das
bekannte Mirjam-Lied als älteste Quelle zitiert, werden schon vier
Seiten weiter solche Traditionen und Grunderfahrungen in den Kontext „Verkündigung
und neue Medien“ gestellt.
Aber dann führt der
Autor den Leser hinein in die Entwicklungen der Populären Musik in
Europa und der Neuen Welt. Da werden Lieder der Heilsarmee oder der Arbeiterbewegung
ebenso wenig übersehen wie Entwicklungslinien aus Spirituals, Gospel
oder Rock´n Roll. Für jeden, der in kirchlicher Arbeit irgendwie
involviert oder daran interessiert ist, wird es spannend, die Entwicklungsphasen
der christlichen Popularmusik in Deutschland – oft sehr vital – mit- oder
nacherleben zu können. Die Texter und Musiker, die Verlage und Festivals,
die Gruppen, Verbände und Akteure sind präsent, oft auch mit
all ihren Visionen (Plänen) und Ernüchterungen. Aber auch so
brennende wie schwierige Fragen wie „Rock und Okkultismus“ werden im Kontext
zu Religion und Musik angegangen.
Einen breiten Raum nimmt
das Thema „Christliche Popularmusik als Kommunikation des Evangeliums“
ein. Mit Recht drängt sich naturgemäß die Musik in den
Vordergrund, wird zu leicht übersehen, dass es Theologen waren, die
nach gegenwartsnahen Textaussagen suchten – und sie zumeist selbst schufen.
Daher sind humanwissenschaftliche und theologische Erwägungen ausführlich
herangezogen. Das führt dann zwangsläufig zur Diskussion (auch
musikalischer) Qualitätskriterien und der Theologie neuer geistlicher
Lieder und Songs.
Aber auch für den Praktiker
ist das Buch eine wichtige Orientierungs- und Arbeitshilfe. Es werden alle
Facetten der Interaktion christlicher Popularmusik dargestellt, vom Gottesdienst
in all seinen Varianten bis zu „Techno und Gottesdienst“, über Behindertenarbeit
bis zu Unterhaltungssendungen im Fernsehen. Allein über fünf
Seiten werden z.B. sehr praxisnah Fragen der „Technik und Elektronik im
Kirchenraum“ angegangen.
Erfreulich ist, dass auch
Perspektiven zur Integration der christlichen Popularmusik nicht fehlen.
Besonders ermutigend ist, dass hier nicht mit der Überlegenheit des
Wissens- und Erfahrungsvorsprungs Forderungen in die Welt gesetzt wurden,
sondern „Vernetzung als Aufgabe für Popularmusik, Kirchenmusik, Theologie
und Medien“ beschrieben wird. Das ist hilfreich für eine inhaltliche
und strukturell wichtige Integration in diesen Feldern.
Dem Autor, Jugendpfarrer,
Liedermacher und Journalist, ist es gelungen, durch seine unterschiedlichen
Kompetenzen und Erfahrungen eine Enzyklopädie zu schaffen, wo es fast
gleichgültig ist, wo man einsteigt: immer ist es gut, schlüssig
und in gewisser Weise auch spannend zu lesen. Das Buch gehört in jede
(Gemeinde-) Bibliothek!
Winfried Dalferth: Christliche
Popularmusik als publizistisches Phänomen. Christliche Publizistik Verlag, Erlangen, 2000, ISBN 3-933992-01-X, Preis 48 DM
Zu beziehen auch über:
AGG-Geschäftsstelle,
Heidi Traub, Postfach 1, 72214 Wildberg, Tel.: 07054/928928, Fax 07054/92477,
eMail: heidi-traub@ag-gitarre.de
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