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Rüdiger Bloemeke: Der Anfang vom Untergang des Abendlandes
von *tf
anno 1998
Einen Einblick in die Anfänge
der Rockmusikkultur auf deutschem Boden bietet uns das vorliegende Büchlein,
welches mit einem Seitenumfang von 27 bedruckten Blättern nun auch
dem lesemuffligsten Menschen als zu bewältigen erscheinen muß.
Dabei ist der Titel durchaus programmatisch gemeint. Klar, in diesem begrenzten
Umfang sind nicht die Rätsel der Welt zu lösen, trotzdem bemüht
sich Bloemeke um Vollständigkeit.
Im Fokus des Interesses
steht die Bundesrepublik der 50er und 60er Jahre. Bloemeke malt das Sittenbild
dieser Zeit und räumt auf mit dem Mythos vom Willkommensein des Rock´n´Roll
in deutschen Gefilden. Im Gegenteil waren es die Jahrzehnte der Spießbürger,
die dem verflogenen Nazi-Mief nachtrauerten und nichts schöner fanden
als deutsche Schlager wie “Ho, ho, kommst du mit nach Afrika, da singt
der Bimbo seine Lieder ..."
Die Steuerung dieses guten
Geschmack war vor allem die Aufgabe einer Plattenindustrie, die ausnahmslos
melodiös orientiert war und in der Rock´n´Roll höchstens
als eine besondere Spielart des Jazz Beachtung fand.
Das Zusammenspiel von Sittennormen,
der Plattenindustrie, der Weiterentwicklung der Schallplatte und Angst
vor “Überfremdung deutschen Kulturgutes” bildete eine geschlossene
Front gegen das Fremde, vornehmlich das “Primitive” und das Schwarze. Ursprung
und Wurzel solcher Haltungen findet man in amerikanisch-bürgerlichen
Parolen wie “don't buy negro records!”. Vor allem schwarzen Musikern wurde
nachgesagt, mit ihrer “primitiven Geräuschkulisse” und ihren “idiotischen
Texten” die Moral der weißen Jugend untergraben zu wollen. Das ist
sie: die Moral der Sklavenhalter in Reinkultur.
Seltsam ist, daß mir
beim Lesen hin und wieder Parallelen zur alltäglichen Gegenwart auffallen.
Und das macht diesen Text über eine längst vergangene Zeit zu
einem interessanten Dokument, zu einem Instrument, welches hilft, Tendenzen
zu sehen und Entwicklungen zu verstehen.
Rüdiger Bloemeke: Der Anfang vom Untergang des Abendlandes. Werner Pieper´s Medienexperimente, 69488 Lörrach, 5,00 DM
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