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Uli Twelker: Georgie Fame - There's Nothing Else To Do: Life And Music
von *tf anno 2015

Uli Twelker: Georgie Fame - There's Nothing Else To Do: Life And Music

Die Rede ist von Clive Powell, geboren 1943 in Leigh, Großbritannien. Clive wer? Das hat sich auch Musikmanager Larry Parnes gedacht, bei dem Powell im Alter von 16 Jahren mit den Worten unter Vertrag genommen wurde: "Du spielst bei mir als Georgie Fame". Clive Powell, der bereits mit vierzehn Jahren das Piano in einer Schülerband bearbeitete, fragte zurück, was Parnes gegen seinen Namen habe. "Nichts", sagte dieser, "allerdings nehme ich Georgie Fame unter Vertrag, nicht Clive Powell". So ergab es sich, dass Clive fortan unter seinem neuen Namen nicht nur Musik, sondern auch eine beachtliche Karriere machte. Es sind Stories wie diese, die Musikjournalist Uli Twelker, "the cultural society's link to the British music scene" (Matthias Gans) an den Beginn seiner umfänglichen Biographie über Georgie Fame stellt. Und sie machen Lust auf mehr. Das in englischer Sprache verfasste Werk (Twelker ist Englischlehrer) mag für den deutschen Leser ungewöhnlich sein, eröffnet aber einen Markt über den unsrigen hinaus. Und wenn man sich etwas eingelesen hat, stört es den Lesespaß nicht. Dieser wird zusätzlich gesteigert durch die kaleidoskopartige Form der Erzählung. Wie es sich für eine Biographie gehört, geht es zwar in erster Linie um Georgie Fame himself, entwirft darüber hinaus jedoch eine komplexe Bilderbuchlandschaft einer Zeit, in der die Flügel der Clubs den (ernsthaften) Jazzern vorbehalten blieben, während sich Rocker mit den meist erbärmlich gestimmten Klavieren begnügen mussten. Dies führte auch bei Fame dazu, dass er relativ schnell zur Hammond wechselte. Nein, die große B3 mit Leslie-Speakern kam erst später. Vorderhand waren es die kleinen Quieckse-Orgeln, mit denen man aufspielte. Und das im Falle von Fames Combo - sinnigerweise den "Blue Flames" - bis zu zehnmal die Woche, meist von 1 bis 6 Uhr früh. Es sind neben diesen Geschichten auch die Namen, die rund um das Phänomen Fame ins Rennen gehen. John McLaughlin, Van Morrison oder Bill Wyman spielen dabei die Hauptrollen - alle anderen bekannten Namen der 60er und 70er sind ebenso zu finden. Und die für den Musikhistoriker interessanten Betrachtungen über Plattenverlage und ihre Formate, die Schwierigkeiten der Einordnung von Fames Musik werden ebenso beleuchtet wie Crossover zwischen Rhythm'n'Blues, Ska, Jazz, Rock bis hin zur BigBand. Twelker gelingt es, viele Linien zwischen Musikleben und Musikbusiness aufzeigen, ohne sich in den oft ineinander verschlungenen Pfaden zu verlieren. Und natürlich bringt die Biographie auch die Standards einer solchen: die komplette Diskografie, Beteiligung an anderen Musikprojekten und ausgedehnte Tourberichte. Die "Track by Track"-Gliederungen der Veröffentlichungen nehmen darüber hinaus Bezug auf Songs, Cover-Artwork und musikalische Einflüsse der Songs. Alles in allem ein spannendes Werk über die Musikgeschichte der 60er bis heute. Denn schließlich steht Georgie Fame immer noch auf der Bühne - mit einer relaunchten Blue-Flame-Band, in denen mittlerweile auch seine zwei Söhne mitmusizieren. Das Buch kann allen empfohlen werden, die etwas über die "gute alte Zeit" des Rock erfahren möchten und zugleich einen Blick für wesentliche Strukturen der Musikgeschichte erhaschen wollen. Ein im wahrsten Sinne zeitloses Zeitdokument ...

Uli Twelker: Georgie Fame - There's Nothing Else To Do: Life And Music. Uli Twelker Publishing 2014. 492 Seiten, ISBN 978-3-00.046731-8, 24,95 Euro, 110 s/w-Abbildungen, erhältlich bei www.musicroom.de
 






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