Das sogenannte Traumpaar der deutschen Nachkriegsoper, Ingeborg Bachmann und Hans Werner Henze, arbeitete zwischen 1953 und 1964 an sechs musikalisch-literarischen Werken. Das bekannteste davon ist die 1960 uraufgeführte Oper "Der Prinz von Homburg" nach dem Drama "Prinz Friedrich von Homburg" (Heinrich von Kleist), zu welchem Bachmann, die ein außergewöhnliches Interesse für Musik hatte, die Libretti (Libretto = Diminutiv zu italienisch "libro" - das Buch) verfasste. Die Uraufführung des Stückes fand 1960 an der Hamburger Staatsoper statt und gilt als Erfolg: Sie wurde mit einem halbstündigen Applaus honoriert und die Oper ist später an mehreren Opernhäusern aufgeführt wurden.
Antje Tumat thematisiert in ihrem interdisziplinären Buch sowohl die literarische als auch die musikalische Seite der Zusammenarbeit. Die Untersuchung steht unter dem Aspekt der Verknüpfung von Ästhetik und Dramaturgie und stellt eine interdisziplinäre Librettoforschung vor.
Neben den musikästhetischen Vorstellung Bachmanns und Henzes weist Tumat die verschiedenen Fassetten der Literatur und Musikgeschichte der Zeit nach 1945 aus und berücksichtigt dabei die politischen Intentionen der Autorin und des Komponisten, was sich bereits durch die Wahl des Kleist-Stoffes zeigt, welcher vor allem vor 1945 politischem Missbrauch ausgesetzt war.
Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Kleistrezeption vor 1960, den Arbeitsweisen der beiden Künstler (Bachmanns Libretto und Henzes musikalisches Material, mit welchem er seinerseits das Libretto interpretiert) sowie das Zusammenspiel dieser Komponenten. Besonderen Wert wurde dabei auf das Zusammenspiel Bachmanns und Henzes sowie die oft diskutierte Schlussszene der Oper gelegt.
Auf den 340 Seiten Analyse werden zusätzlich Vergleiche zu anderen Opernaufführungen dargelegt, Figurenkonstellationen erläutert, Dialoge und Notenfolgen erläutert und gedeutet, kurz: alle Details der Oper dem interessierten Musikliebhaber nahegebracht.

Antje Tumat: Dichterin und Komponist. Ästhetik und Dramaturgie in Ingeborg Bachmanns und Hans Werner Henzes "Prinz von Homburg". 373 Seiten. ISBN 3-7618-1781-9. Kassel et al: Bärenreiter 2004. 39,95 Euro.

© by CrossOver