Endlich ist es da: das erste Prosawerk in Buchform aus der Feder des Leipziger Poppoeten Volly Tanner. Nach einer ganzen Reihe von kürzeren Artikeln über (nicht nur) Leipziger Szenekünstler und einer Vielzahl von Plattenrezensionen, Gedichten und Gedanken hat es sich der Autor, der als Leipziger Oberbürgermeisterkandidat der "Total inkompetenten Partei" vor einigen Jahren nur knapp die Ein-Prozent-Hürde verfehlte, nicht nehmen lassen, eine Biographie der Leipziger Band Die Art zu verfassen. Die Art, in düsteren Vorwendejahren zunächst als Die Zucht gegründet, innerhalb wie außerhalb der Messemetropole mit ihrer spannungsgeladenen, melancholisch-wütenden Musik für Begeisterung ihrer Fans sorgend, stehen in Tanners Buch stellvertretend für eine ganze Generation von Hinterhofkapellen, die ihre Auftritte vorwiegend bei Privatpartys oder in Kirchen absolvierten. Und so ist das Büchlein denn auch kein akribischer Bandhistoryband geworden, sondern eher als Zeitdokument einer jüngst vergangenen und immer noch für lebendige Biographien bestimmenden Zeit anzusehen. Tanner schreibt damit natürlich auch über sich selbst. Und dies in einer Art, die merken lässt, dass das Gewesene für ihn noch längst nicht abgehakt ist. Hier stehen Persönlichkeiten im Mittelpunkt, die in ihren ungeradlinigen Biographien ständig neu "Leben" buchstabieren, und dazu ist der Autor ohne jeden Zweifel auch selbst zu zählen. Makarios, die Stimme der Art als alter ego Tanners? Ganz so abwegig ist dieser Verdacht nicht. Und in dieser besonderen Beziehung des Autors zur Hauptgestalt seines Buches liegt eine der wesentlichen Faszinationen, die das Buch ausübt. Ganz nebenbei bekommt man auch eine Menge geschichtlicher Zusammenhänge mit, so dass das Buch vor allem jungen Menschen und deren Eltern nur wärmstens empfohlen werden kann.

Volly Tanner: Dunkle Rebellen. Die letzten ihrer Art, Edition 42, 2005, ISBN 3-86608-008-5, 14,95 Euro
 

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