Wie nicht anders zu erwarten, quellen die Läden im Mozartjahr über vor CD- oder Buchpublikationen von oder über den Künstler. Der Bärenreiterverlag schließt sich dem an und veröffentlicht mit "Mozart. Ein Leben" ein 618 Seiten starkes Werk. Geschrieben von dem Amerikaner Maynard Solomon, dauerte es zehn Jahre, bis die im Vorfeld bereits hoch anerkannte Veröffentlichung nach Deutschland gelangte.
Unter dem Schwerpunkt des "Mythos vom ewigen Kind" bereitet der Autor das Leben von Wolfgang Amadeus Mozart vom Anfang über seine Zeit in Salzburg und Wien bis hin zu seinem Tod auf. Im Mittelpunkt der Betrachtungen steht das problematische Verhältnis Mozarts zu seinem (Über)Vater und die Abhängigkeit von der Familie. Leopold Mozart, der Vater des Künstlers, spielt bekannter Maßen im Leben des Künstlers eine große Rolle - dementsprechend umfassend wird diese Thematik im Buch behandelt. Solomon zeigt die Gründe für die Zerwürfnisse Mozarts mit seinem Vater (genannt sei hier nur die Geldgier Leopolds), den endlosen Kampf des Sohnes um Freiheit, Selbstbestimmung sowie den Verlust der Familienbindung durch Mozarts Heirat mit Konstanze Weber gegen den Willen des Vaters.
Mit großer psychologischer Einfühlungskraft entwirft Maynard Solomon ein oftmals neues, vieldeutig schillerndes und menschlich bewegendes Porträt von Mozarts widersprüchlichem Charakter. Solomon erhebt hierbei für sich den Anspruch, wesentliche Korrekturen am bisherigen Mozart-Bild vorzunehmen. Dies gelang ihm vor allem dadurch, dass er alle verfügbaren Quellen und Dokumente sowie die Ergebnisse der Mozart-Forschung gesichtet hat und die daraus gezogenen Schlüsse nun in sehr unterhaltsamer Art dem Leser präsentiert. Unterbrochen wird der Lesefluss auf positive Weise von eingefügten Dokumenten ("Ansuche an das Standesamt um Heiratserlaubnis"), Porträts, Abbildungen seiner musikalischen Schriften, Reden und Noten. Der über hundert Seiten umfassende Anhang, der unter anderem eine detaillierte Auflistung von Mozarts Einnahmen in Wien enthält, lädt alle Fans ein, sich mit dem Künstler tiefer auseinander zu setzen.
Wahrscheinlich um sich von den anderen abzuheben, wählte der Verlag eine weniger ansprechende Covergestaltung - oder vielleicht hat auch nur der Layouter geschlafen. Aber zwischen all den edel gestalteten Heftchen und Büchern fällt der pinkfarbene Umschlag negativ auf. Aussehen ist nicht alles, wohl aber ein Kriterium. Dies ist aber auch der einzige negative Aspekt, den es über dieses Meisterwerk zu sagen gibt.

Maynard Solomon: Mozart. Ein Leben, 618 Seiten, ca. 40 Abbildungen und 50 Notenbeispiele, Gemeinschaftsausgabe Bärenreiter/J.B. Metzler, Kassel et al/Stuttgart 2005, ISBN 3-476-02084-3, Gebunden, 720 Seiten, 39,95 Euro

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