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Neil Slaven: Electric Don Quixote
von *tf anno 2006

Neil Slaven: Electric Don Quixote

Die ultimative Geschichte von Frank Zappa zu sein verspricht das Buch auf der Coverinschrift. Vor 10 Jahren verfasst, vor drei Jahren dann bei Omnibus Press erschienen, ergänzt die deutsche Erstausgabe nun die bereits gut gefüllten Bücherborde der Zappaphilen hierzulande. Autor Slaven, der sich als Musikproduzent einen guten Namen gemacht hat, verlässt mit "Electric Don Quixote" sein gewohntes Terrain. Er, der sonst im Bereich des Blues aktiv war und ist, offenbart mit der vorliegenden Lektüre eine heimliche Liebe. Liebe, die sich vor allen in Details niederschlägt. Das bremst zunächst den Lesefluss, ist aber für die Zappafreunde sicherlich eine hochinteressante Fundgrube. So wird im Verlauf des Buches zunehmend deutlich, dass die reichlich 400 Seiten die Leserschaft spalten werden. Es wird diejenigen Leser geben, die jedes noch so winzige Detail, jeden noch so kurzen Seitenblick des Autors genüsslich nachvollziehen werden, aber auch diejenigen, die sich über kurz oder lang im Dickicht der unsystematischen, hierarchielosen Informationen verirren und das Handtuch werfen werden. Slaven stellt im Vorwort klar, woher seine Motivation für ein zusätzliches und selbstbetitelt ultimatives Zappabuch kommt. Es ist nicht nur die heimliche Liebe zum Treiben des Enfant terrible des Pop, sondern auch eine Begegnung, die Zappa ihm kurz vor seinem Tod ermöglichte. Nun kann eine solche Begegnung mit einem aus der Ferne verklärten Idol in zwei Richtungen losgehen: Desillusionierung oder Vergötterung. Dem Autor ist das Letztere passiert. Aus dieser Haltung heraus gerät dann die Beschreibung nebensächlicher Handlungsstränge oft zur reliquienhaften Verklärung. Das kann man mögen oder nicht. Mir stößt solcherlei Vorgehen eher unangenehm auf - das ist aber Geschmackssache. Festzuhalten bleibt, dass das Buch eine riesengroße Fleißarbeit darstellt, nicht weniger, aber auch nicht viel mehr. Es ist die Zusammenfassung unterschiedlichster Perspektiven und zahlloser Interviewstränge. Die Geschichte des Protagonisten ist dadurch so vielfältig und vielfarbig geworden, das er selbst etwas in den Hintergrund gerät. Somit ist Slaven ein Buch gelungen, das sich auffallend von bisherigen Zappa-Biographien unterscheidet. Ob mans mag, ob mans braucht - das sollte der Interessent nach einer zweiseitigen Leseprobe selbst entscheiden ...

Neil Slaven: Electric Don Quixote. Die ultimative Geschichte von Frank Zappa, Bosworth Music 2006, ISBN 3-86543-042-2, 22,95 Euro; www.bosworth.de
 






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