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André Schönfelder: Metal, Bier und Wurstsalat
von gl anno 2010

André Schönfelder: Metal, Bier und Wurstsalat

Ein Buch, bei dem ich mittendrin schon aufhören wollte zu lesen, wurde uns von dem kleinen Verlag zsr zur Verfügung gestellt. Das plakative simple Cover mit dem (nicht nur mir mittlerweile zum Hals raushängenden vermeintlichen) "Metal-Gruß" und der Name deuten zwar schon hin, wo die Reise hingeht, und schränken die Kundschaft auf einen bestimmten Kreis ein. Im folgenden soll dennoch belegt werden, warum das Buch misslungen, schlampig verfasst (bei einem Buch, das für 9,90 Euro verkauft wird, kann man ein Lektorat erwarten: Die Slayer-Platte heißt nicht "Seasons TO The Abyss", als Fanatiker der Band wie er sich charakterisiert, sollte man das wissen) und keineswegs lesenswert ist. Außer für Leute, die sich in Erbrochenem suhlen möchten. Denn das gibt's bereits auf Seite 2. Der Titel hätte eigentlich "Metal, Bier, Kotzen und Wurstsalat" heißen sollen, denn das ist nur der Auftakt zu etlichen sich immer wiederholenden Saufgelagen mit anschließendem unnatürlichem Abgang. Die Story ist kurz erzählt: Möchtegern-Sänger Simon gründet (Thrash-)Metal-Band, macht erste drei Konzerte, nimmt Demo auf und wird von angeblichem "Manager" hintergangen. Die vier Jungs fahren zusammen nach Wacken, dort natürlich wieder Koma-Saufen und Band löst sich dann auf, weil zwei der Beteiligten umziehen. Das war's. Das wird dann auf 269 Seiten in die Länge gezogen und mit ein paar amourösen Begebenheiten angereichert. Vermutlich wird das Buch auch gesponsert von der Brauerei Haake-Beck, so oft wie deren Produkt namentlich erwähnt wird, nämlich ca. 58 Mal! Das nannte man früher Schleichwerbung und nennt man heute Product Placement. Bevor nun wieder die stereotypen Einwände kommen, Bier gehöre halt zum Metal dazu, sei gleich gesagt: Ich trinke auch mal gern zwei oder drei, aber nicht mehr 13 oder gar 30 Biere!!! Und manche Seite ist durchaus amüsant zu lesen, z.B. die Stelle, in der der Autor seine in unbeholfenem Schulenglisch niedergeschriebenen Texte preisgibt. Aber wo es dann aufhört, ist der Fakt, dass auch der jeweilige Fahrer der Bagage mittrinkt, wenn sie zu Gigs fahren, und man dann froh ist, es wieder mal heil geschafft zu haben. Und ganz übel dann die Stelle mit einer Schlägerei, wo (vom Bandkumpel des Verfassers) gleich aufs Gesicht des Kontrahenten eingeprügelt wird. Das ist genau die menschliche Verrohung ohne Gefühl, die allseits angeprangert wird, die aber hier gepflegt wird, ganz normal im Nebensatz abgehakt. Widerlich! Das Buch bestätigt die vorherrschenden Klischees auf erschreckende Weise, keine Szene ist zu schade, um sie zu zitieren. Zum Glück ist der tumbe biertrinkende Prolet, der hier im Buch in vierfacher Ausführung existiert, eben nicht der vorherrschende Typus in der Metal-Szene. Für jene ist das Buch keine Bereicherung, eher eine Schädigung, denn der Autor bedient genau die üblichen Standards, obwohl man im Klappentext nachlesen kann, dass er sehr wohl eine Ausbildung zum Forstwirt abgeschlossen hat. Und vermutlich insofern doch irgendwann einmal mit den Exzessen aufgehört hat, obwohl er selbst noch die Aktion mit der Alkoholvergiftung und dem Magenauspumpen als witzige Anekdote am Ende umschreibt. Denn alles andere wäre ja untrue und kein Metal gewesen, oder?

André Schönfelder: Metal, Bier und Wurstsalat. zsr Verlag 2009. ISBN: 978-3-940-75804-0. 272 Seiten. 9,90 Euro
 



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