Dieses Buch aus der Reihe "Kölner Beiträge zur Musikwissenschaft" widmet sich den komplexen Strukturen einer im landläufigen Gebrauch "Minimalmusic" genannten Spezies am Beispiel eines ihrer Pioniere. Steve Reich, ein Vordenker elektronisch angereicherter Neuer Musik, hat ja einige wesentliche Markierungen hinterlassen, an denen sich eine Reihe von Komponisten orientiert haben. Das Buch stellt zunächst das Denken und das Oeuvre Reichs, ersteres vorwiegend an Hand von Zitaten, dar und widmet sich im weiteren Verlauf ausgewählten Werken näher. Dass im Mittelpunkt des Autoreninteresses die Vokalwerke bzw. die Werke mit vokalen Bestandteilen stehen (u.a. "The Desert Music" und "Different Trains"), macht der Titel bereits deutlich. Trotz allem kommt der Autor nicht darum herum, sich auch den instrumentalen "Klassikern" Reichs, wie "Piano Phase" und anderen zuzuwenden. Bei den phonetischen Aspekten wird Reichs Stellung zu Sprachverfremdungen deutlich herausgearbeitet, auch die Brüche im ästhetischen Herangehen des früheren kompositorischen Schaffens im Gegensatz zu späteren Werken werden nicht verschwiegen. Die Begründungsgänge zu einigen der phonetischen Aspekte sind in einigen Fällen aus meiner Sicht zumindest nicht stringent zu nennen. Hier wird nicht immer deutlich, was das spezifische Moment phonetischen Interesses ist. Auch einige Wiederholungen in den verschiedenen Abschnitten des Buches trüben gelegentlich die Lesefreude, die ansonsten eine erhebliche ist. Man klappt das Buch am Ende mit Gewinn zu - und das ist doch schon eine ganze Menge. Für musikalisch interessierte Menschen mit einer Neigung zu - auch heute noch - avantgardistischen Klängen ist das Buch auf jeden Fall eine Empfehlung wert.

Georg Sachse: Sprechmelodien, Mischklänge, Atemzüge. Phonetische Aspekte im Vokalwerk Steve Reichs. Kassel: Gustav Bosse Verlag 2004, ISBN 3-7649-2702-X, 39,95 Euro
 

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