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Clemens Prokop: Mozart, der Spieler. Die Geschichte eines schnellen Lebens
von tk anno 2006

Clemens Prokop: Mozart, der Spieler. Die Geschichte eines schnellen Lebens

Wer beim Namen Mozart ausschließlich an Salzburger Confiserie-Kunst oder gerade eben noch an den Sänger einer deutschen S/M-Gothicrockband denkt, hat definitiv falsch gedacht. Denn das Wunderkind und Arbeitstier Johannes Chrysostomos Wolfgangus Theophilus Mozart dürfte weitaus größere Spuren in der europäischen Kultur hinterlassen haben, schließlich feiert der Genius unter den klassischen Komponisten in diesem Jahr seinen 250. Geburtstag. Aus diesem Anlass hat der Musikkritiker und Feuilletonist Clemens Prokop ein interessantes Portrait des Menschen und Komponisten Mozart aufgezeichnet, welches im vorliegenden Werk bunt und lebhaft verewigt wurde. Allerdings wird man von der vielfarbigen und reichhaltigen Bebilderung förmlich erschlagen, so dass es vorprogrammiert ist, schon nach wenigen Seiten aus dem laufenden Text auszusteigen und sich mit Lupe bewaffnet auf seltsame Notenketten, Kupferstiche oder aber Liebesbriefe des Genies an seine Frau Constanze zu stürzen. Da mittlerweile sogar schon die Kulturredaktionen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten vor immer mehr gefälschten Mozart-Biographien warnen (wen wundert's im Mozartjahr 2006!), bedarf es natürlich einer genauen Prüfung, aus welchen Quellen der jeweilige Autor schöpft. Im Falle Herrn Prokops scheint es sich beim ersten Blick ins Literaturverzeichnis aber ausnahmslos um seriöse Quellen zu handeln.
Mozarts Leben ist von einer solchen Schnelllebig- wie Rastlosigkeit geprägt gewesen, dass einem beim Studieren der Eckdaten seiner Biographie inkl. der seiner unzähligen Reisen geradezu schwindelig wird. Schon als Achtjähriger schrieb er Notenketten "wie wogende Wellen" und riss Joseph Haydn zu opulenten Lobesreden hin. Seine Reisen, Inszenierungen und Aufführungen verschlangen dabei eine Menge Geld. Interessant in diesem Zusammenhang auch die Auflistung der Schulden Mozarts, die er sich via Bettelbriefen bei seinen Gönnern in den Jahren 1788 und 1789 einfing. Demnach kamen schon einige Monatsgehälter zusammen.
Prokop schafft es, die Mosaiksteine eines aufregenden und schnellen Komponistenlebens lebensnah und kontrastreich, aber dennoch nicht mit zu vielen Details überfrachtet zusammen zu setzen, so dass der Leser eintauchen kann in die Lebenswelt eines Mannes, dem zu Lebzeiten nicht ausschließlich Höhepunkte und Siegesfeiern beschert waren. So lässt sich das, was Prokop einleitend über Mozart sagt, auch auf viele zeitgenössische Künstler transferieren: "Mozart mag, als er starb, nicht viele Freunde gehabt haben. Verehrer hatte er und jede Menge Fans" (S. 9).
Für Liebhaber klassischer Musik und Mozart-Fans bietet diese Portraitierung in jedem Fall interessanten Lesestoff. Lediglich das Layout und die graphische Darstellung bewegen sich hart an der Grenze zur totalen Reizüberflutung. Bestellbar unter www.baerenreiter.com oder im Buchhandel.

Clemens Prokop: Mozart, der Spieler. Die Geschichte eines schnellen Lebens. Kassel et al: Bärenreiter 2006. 152 Seiten, kartoniert, durchgehend vierfarbig mit Abbildungen, ISBN 3-7618-1816-5, EUR 12,95.
 
 




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